Carsten Sann

Zu guter Letzt … (Oktober 2022)

„Achtsamkeit“ ist eines der Modewörter der neuen Spiritualität. Achtsamkeit ist sicher etwas Sinn- und Wertvolles, jedoch ist sie, wie letztlich alles, was uns auf dem Weg der Persönlichkeitsentwicklung und Selbstentfaltung begegnet, ein zweischneidiges Schwert.

Wenn wir uns aufmachen, unseren individuellen Weg der Heilung zu beschreiten, begegnen uns viele Werkzeuge und Lehrer. Als zwanghafter Optimist, der ich nunmal bin, gehe ich davon aus, dass das meiste davon wohlwollend und mit bester Absicht angeboten wird. Dass es jedoch auch hier die „dunkle Seite der Macht“ gibt, also diejenigen, die sich letztlich nur an den Menschen bereichern wollen, ist nicht erst wahr, seit sich aus der Suche nach dem Sinn des Lebens ein lukrativer Markt entwickelt hat. Es ist in der Verantwortung jedes einzelnen von uns, diese schwarzen Schafe für sich auszusortieren. Aber wie oben geschrieben, bin ich der Meinung das das die Ausnahme ist. Und wie sieht es mit der Regel aus?

Nicht jedes Werkzeug und jede Methode passt zu jedem Menschen mit seinen individuellen Herausforderungen – das ist so offensichtlich, dass es eigentlich schon fast ein Allgemeinplatz ist. Die Kunst und Aufgabe bei der Sinnsuche besteht also darin, die für uns richtigen Werkzeuge und Methoden zu finden. Aber wie identifiziere ich das, was für mich passt? Ist es das, was sich gut anfühlt? Ist es nicht so, dass die Intuition, das Bauchgefühl hier unser bester Ratgeber ist? Radio Eriwan sagt: Im Prinzip ja, aber … 

Ohne Veränderung keine Entfaltung

Eine der grundlegenden Voraussetzungen für die Entfaltung der Persönlichkeit ist die Fähigkeit und Bereitschaft, sich zu verändern. Und Veränderung hat immer etwas damit zu tun, im Zweifelsfall die eigene Komfortzone zu verlassen. Ergo kann Veränderung mit Anstrengung und Schmerz verbunden sein. Dies ist umso wahrer, wenn es um die Heilung der eigenen alten Verletzungen geht.

Bitte verstehen Sie mich hier nicht falsch. Es geht nicht darum, dass es „nur wirkt, wenn es wehtut“ oder dass wir „im Schweiße unseres Angesichts“ arbeiten müssen, um etwas zu erreichen. Es geht lediglich darum, dass wir es nicht vermeiden hinzusehen und weiterzumachen, wenn es unbequem und schmerzhaft zu werden droht.

Und hier liegt eine der größten Fallen der modernen Selbstfindungsindustrie verborgen, denn in dem Maße, wie es nur in unserer eigenen Verantwortung und Fähigkeit liegt, unseren Weg zu beschreiten, haben wir ebenso die Möglichkeit, uns selbst in die Tasche zu lügen. Wenn sich also etwas gut anfühlt, dann besteht die Kunst darin, für sich selbst zu identifizieren, welche Art von „gut“ das ist. Ist es tatsächlich die Intuition, die uns sagt, dass dieses Etwas uns unterstützt und weiterbringt, oder ist es der innere Schweinehund, der uns sagt: Mach das, denn es ist „ungefährlich“, weil es uns das Gefühl gibt, etwas getan zu haben während wir gleichzeitig hübsch und bequem in unserer Komfortzone bleiben können und uns nicht wirklich verändern müssen.

Bloße Beschäftigungstherapie

Immer wieder begegnen mir Menschen, die sich seit Jahren intensiv mit Lehrern, Seminaren und Techniken beschäftigen, die das Potenzial haben, sie auf dem Weg der Heilung zu unterstützen und voran zu bringen. Und dennoch fühlt sich ihr Leben immer noch so furchtbar an, wie zu Beginn der Reise. Dabei tun sie doch alles, was sie können, investieren viel Zeit und Geld, …

Veränderung ist wie bereits gesagt die Grundlage für Heilung und Selbstentfaltung. Wenn sich nichts verändert, drehen wir uns im Kreis und vermeiden das, worum es eigentlich geht. Vielleicht, weil es eben außerhalb unserer Komfortzone ist, vielleicht auch, weil wir es vermeiden, unsere blinden Flecke in Bezug auf uns selbst Stück für Stück zu eliminieren. Auf jeden Fall sollten wir erkennen, dass es ab einem gewissen Punkt verschwendete Zeit (und Geld) ist, mit der „Selbstentfaltung“ so weiterzumachen wie bisher, wenn sich nichts Wesentliches verändert.

Gleiches gilt für Essenzen. Sie sind dazu da, um uns dabei zu helfen, die Veränderungen im Innen und Außen zu machen, die notwendig sind, damit wir uns weiterentwickeln können. Wenn wir das tun, verändern sich auch unsere Themen und Herausforderungen. Deshalb ist es nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen, dass eine Person über Jahre oder Jahrzehnte immer dieselbe Essenz oder Mischung benutzt und sich gleichzeitig dabei entfaltet oder Themen und Verletzungen tatsächlich bearbeitet und klärt.

Ach ja: die Achtsamkeit

Und was hat das Ganze mit Achtsamkeit zu tun? Ich könnte jetzt damit anfangen, dass es eine wichtige Form von Achtsamkeit ist, dies gegenüber sich selbst zu sein und wahrzunehmen, ob wir uns tatsächlich positiv verändern oder nur im Kreis drehen. Die Wahrheit ist jedoch, dass ich für diesen Monat eigentlich ein anderes Thema im Sinn hatte, sich meine Kolumne beim Schreiben jedoch (wieder einmal) verselbständigt hat und an einer Stelle abgebogen ist, die so nicht vorgesehen war 😉 Und weil ich ein großer Freund von Authentizität bin, habe ich darauf verzichtet, den ersten Absatz neu zu schreiben.

Deshalb an dieser Stelle nur der Denkanstoß, dass das Konzept der Achtsamkeit erst dann wirklich wertvoll und geerdet ist, wenn wir es vor allem im Alltag und in den kleinsten, banalsten Dingen leben. Meine Stichworte dazu waren Japan, Rolltreppen und Mülltonnen. Vor meinem geistigen Auge sehe ich jetzt (zugegebenermaßen mit einem kleinen, schelmischen Grinsen) die Fragezeichen, die diese Andeutungen vermutlich bei Ihnen hinterlassen. Ich befürchte, dass Sie wohl einen Moment damit leben müssen, aber vielleicht ist das ja eine willkommene Einladung, sich eigene Gedanken zu machen.

Ich gehe davon aus, dass ich zu einem späteren Zeitpunkt auf das Thema Achtsamkeit zurückkommen werde. Aber wer weiß das in diesen Zeiten riesiger Veränderungen und sich selbständig machender Kolumnen schon so genau …

Liebe Grüße aus Aschaffenburg
Carsten Sann
Der Essenzenladen

Carsten Sann

Carsten Sann ist Gründer und zusammen mit seiner Frau Inhaber des Essenzenladens. Er hat sich in seinem Leben schon mit einer Reihe unterschiedlichster Professionen beschäftigt und war unter anderem Tanzlehrer, IT Spezialist und Kinesiologe. Er beschäftigt sich seit 20 Jahren intensiv mit Blütenessenzen aus aller Welt. Er ist deutscher Distributor und Lehrer für viele der bekanntesten Essenzenhersteller und spricht in seinem Essenzenpodcast über sein Lieblingsthema: Die Anwendung von Blütenessenzen

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.