Carsten Sann

Zu guter Letzt … (März 2024)

Ich bin erwachsen. Ich weiß, wie das Leben und die Welt funktionieren. Ach, wirklich? Diese Aussage basiert meiner Meinung und Erfahrung nach auf zwei falschen Prämissen. Erstens sind nicht alle Dinge, die wir als Kinder und Jugendliche durch unsere Eltern und die Gesellschaft gelernt haben, zwangsläufig wahr, und zweitens ist die Welt von heute nicht mehr die Welt, wie sie vor 15 oder 20 Jahren war. Letztlich kann ich also nur wissen, dass ich nichts weiß. Das jedoch wussten bereits Platon und Cicero.

Auch wenn wir mit 18 Jahren körperlich weitestgehend voll entwickelt und auf dem Papier volljährig sind, beginnt der eigentliche Prozess des Erwachsenwerdens erst danach – spätestens dann, wenn man eine eigene Familie gründet. Bei mir war das mit Ende 20 der Fall. Mein Weltbild, das bis dahin in erster Linie durch die Einflüsse meiner Eltern und meines sozialen Umfelds geprägt war, begann sich zu verschieben. Dinge, die ich für unumstößlich wahr gehalten hatte, stellten sich plötzlich als diskutierbar heraus und ich bin immer wieder zu der Erkenntnis gelangt, dass ich meine alten Ideen und Einstellungen teilweise ändern musste.

Wie funktioniert Erwachsenwerden?

Das ist jedoch nichts, was nur auf mich zutrifft. Tatsächlich ist genau das der Prozess des Erwachsenwerdens, wie er vermutlich schon existiert, seit Menschen angefangen haben, ein Bewusstsein zu entwickeln. Als Kind und Jugendlicher ist es sinnvoll und relativ alternativlos, das Weltbild des eigenen „Stammes“ zuerst einmal zu übernehmen. Schließlich ist es notwendig, dazuzugehören um überleben zu können. Das war in früheren Zeiten sicher im Wortsinne gegeben, heute bezieht es sich wohl eher auf das psychische und soziale Überleben. Ist dann der körperliche Entwicklungsprozess abgeschlossen, kann man es sich evolutionär gesehen leisten, Dinge auch zu hinterfragen, und das ist, ebenfalls evolutionär gesehen, auch notwendig, damit sich das Individuum und mit ihm die Gesellschaft weiterentwickeln kann.

Lustigerweise scheint dieser Prozess auch mit 50 Lenzen nicht abgeschlossen zu sein und ich gehe sogar davon aus, dass er erst dann vollständig zu Ende ist, wenn ich selbst in die Kiste hüpfe. Regelmäßig, ich möchte fast sagen täglich, stolpere ich über Dinge, die ich mein ganzes bisheriges Leben lang für wahr gehalten habe, die es nun irgendwie nicht mehr zu sein scheinen. Das sind vor allem sehr viele, sehr kleine Dinge, schließlich wäre es auch ziemlich anstrengend, wenn ich mein komplettes Weltbild ständig verändern müsste. Dennoch ist nichts so, wie es scheint – zumindest nicht auf Dauer.

Geistig jung und flexibel

Die Fähigkeit, das zu erkennen und sich daran anzupassen ist wie ein Muskel, der trainiert werden will. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir gut daran tun, bereit dazu zu sein, alles, aber auch wirklich alles was wir für wahr halten, zu hinterfragen, auf den Prüfstand zu stellen und im Zweifelsfall auch zu verwerfen. Dann bleiben wir geistig flexibel und jung. Eine wunderbare Essenz dafür ist beispielsweise Sand Dollar von den Pazifik Essenzen oder auch Freshwater Mangrove von den Australischen Buschblüten Essenzen.

Der eingangs erwähnte zweite Aspekt ist, dass die Welt sich verändert. Das ist ein Gemeinplatz der zwar zweifellos wahr, jedoch oft nicht wirklich greifbar ist – zumindest geht es mir so. Ein Teil von mir ist der Überzeugung, dass die Umstände, in denen ich groß geworden bin und die ersten 35 Jahre meines Lebens gelebt habe, immer noch gleich sind. Mir einzugestehen, dass die Welt heute eine drastisch andere als damals ist, ist eine Entscheidung, die ich immer wieder aufs Neue bewusst treffen muss.

Warum muss ich heute Vitamine futtern?

Hierzu ein profanes Beispiel. Früher habe ich, außer gelegentlich Vitamin C, keinerlei Nahrungsergänzung zu mir genommen. Heute beschäftige ich mich viel intensiver als mir lieb ist mit dem Thema und merke, dass es mir gut tut. Ein Teil von mir fragt sich ständig, was der ganze Kram überhaupt soll, denn schließlich hat es die Menschheit über viele Jahrtausende geschafft, ohne alle möglichen Pillen und Kapseln zu überleben und zu gedeihen. Es muss also auch möglich sein, auch ohne die Zufuhr von zusätzlichen Mineralien und Vitaminen gesund zu bleiben, oder?

Ein Gespräch mit meiner Heilpraktikerin hat dann zumindest meinem Verstand geholfen, dieses Thema einzusortieren. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, gibt es zwei grundsätzliche Veränderungen, die es anscheinend notwendig machen, besonderes Augenmerk auf die Versorgung mit den Bausteinen des Lebens zu achten. Einerseits hat sich die Qualität der Nahrungsmittel, die wir zu uns nehmen, über die letzten Jahrzehnte wohl so drastisch verändert, dass sie lange nicht mehr so gehaltvoll sind, wie sie es einmal waren. Andererseits haben sich die Herausforderungen, mit denen unser Körper umgehen muss – Schadstoffe, Elektrosmog etc. – drastisch erhöht, so dass wir unter dem Strich mehr verbrauchen als in früheren Jahrzehnten und Jahrhunderten.

Bitte beachten Sie, dass ich nur zitiere und nicht behaupte, im Besitz der Wahrheit zu sein – dennoch fühlen sich diese beiden Argumente für mich schlüssig an. Und dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus all den Bereichen und Ebenen, die sich in den letzten Jahrzehnten drastisch verändert haben.

Wir leben in einer Übergangszeit

Dabei ist ja offensichtlich, dass wir gerade in einer Übergangszeit leben. Auch wenn man mal die ganze spirituelle Ebene mit den Prophezeiungen von den Maya bis zu Nostradamus mal außen vor lässt, wäre es schwer, die Augen davor zu verschließen, dass die Strukturen, in denen wir in den letzten 100 Jahren gelebt haben, dabei sind zu straucheln und zu fallen. Das ist einerseits sicher gut so, andererseits bringt es auch immense Herausforderungen.

Ich kann, will und werde mich nicht als Prophet betätigen, wie es mit unserer Gesellschaft weitergeht. Auf tiefster Ebene bin ich jedoch davon überzeugt, dass sich letztlich alles zum Guten wenden wird und in der Geschichte waren große positive Veränderungen auch immer von großen Geburtswehen begleitet. Tatsache ist jedoch, dass vieles von dem, was seit langem und noch in unserer Jugend (also zumindest in meiner) funktioniert hat, das nun nicht mehr tut und auf den Prüfstand gestellt werden will. Das gilt für alle Ebenen – mental, emotional, körperlich und seelisch – und sowohl für das Individuum als auch für das soziale Miteinander.

Wie würde es sich anfühlen, wenn es anders wäre?

Für mich ist der folgende Ansatz immer hilfreich, wenn es darum geht, etwas in Frage zu stellen, von dem ich geglaubt habe, dass es wahr ist. In solchen Fällen mache ich dann einfach das Gedankenexperiment: Wie wäre es, wenn es anders wäre? Wie würde es sich anfühlen? Welche Konsequenzen würde ich daraus ziehen?

Letztlich gibt es so etwas wie die ultimative Wahrheit nicht und nicht jede Überzeugung die für den einen funktioniert, tut das auch für den anderen. Wie bereits in der Vergangenheit geschrieben ist das einzige, was uns bleibt, zu versuchen unsere eigene Version der Wahrheit zu finden und diese vor allem immer wieder an die Veränderungen in uns und an die Welt da draußen anzupassen.

Nichts ist in Stein gemeißelt

Ich bin über die Jahre zu der Überzeugung gelangt, dass nichts, was uns von außen als Wahrheit präsentiert wird, in Stein gemeißelt ist. Dementsprechend muss ich bereit sein alles in Frage zu stellen und notfalls verwerfen – vor allem die Dinge, die offensichtlich nicht gut für mich sind oder die sich auch nur irgendwie komisch anfühlen.

Um die Kirche jedoch noch einmal ins Dorf zurückzustellen: Ich gehe davon aus, dass es bei 99% der Dinge, die man theoretisch hinterfragen könnte, gut und sinnvoll ist, dass wir sie für wahr halten. Die Existenz der Schwerkraft anzuzweifeln und deshalb vom Hochhaus zu springen halte ich für wenig zielführend. Dennoch sind unter dem 1 % der zur Disposition stehenden Überzeugungen mit Sicherheit viele Dinge dabei, die Sie überraschen könnten. Haben Sie den Mut dazu!

Liebe Grüße aus Aschaffenburg
Carsten Sann
Der Essenzenladen

Carsten Sann

Carsten Sann ist Gründer und zusammen mit seiner Frau Inhaber des Essenzenladens. Er hat sich in seinem Leben schon mit einer Reihe unterschiedlichster Professionen beschäftigt und war unter anderem Tanzlehrer, IT Spezialist und Kinesiologe. Er beschäftigt sich seit 20 Jahren intensiv mit Blütenessenzen aus aller Welt. Er ist deutscher Distributor und Lehrer für viele der bekanntesten Essenzenhersteller und spricht in seinem Essenzenpodcast über sein Lieblingsthema: Die Anwendung von Blütenessenzen

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Avatar-Foto
    Elke

    Vielen Dank für Ihre – immer wieder sehr lesenswerten -Texte. Ich freue mich jeden Monat auf Ihr “zu guter Letzt“ und kann Ihnen auch diesmal voll zustimmen. Für mich fühlt es sich – nach 51 Lenzen 😉 – genauso an. Und ich kenne viele, denen es ebenso geht.

    1. Carsten Sann
      Carsten Sann

      Liebe Elke, vielen Dank :-) Ich freue mich, wenn Ihnen meine Kolumne gefällt!

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