Carsten Sann

Zu guter Letzt … (Juli 2023)

Im Leben eines Menschen gibt es eine Reihe von Momenten, die besonders prägnant sind. Für manche sind sie Wegmarken, für andere Wendepunkte. Dazu gehört die Volljährigkeit, die Hochzeit, die Geburt des ersten Kindes und, wie ich unlängst selbst erfahren durfte, das Ende der Schulzeit meiner Erstgeborenen. Es erfüllt mich mit Stolz zu sehen, dass vieles von dem, was ich ihr mitgeben wollte, angekommen ist und wie aus dem kleinen, hilflosen Wurm eine junge Frau mit Wünschen, Plänen unglaublich viel Potenzial und vor allem Rückgrat geworden ist.

Gleichzeitig erinnern einen solche Momente, besonders diejenigen, in denen etwas zu Ende geht, auch immer daran, dass das Leben eine Einbahnstraße ist, die mit brutaler Gewissheit irgendwann zum Tod führt. Jeden Tag etwas mehr. Was jetzt vielleicht düster klingen mag, ist lediglich die Realität – und vor diesem Hintergrund ist die einzig wirklich sinnvolle Frage, was wir bis dahin mit unserem Leben und jedem einzelnen Tag anfangen.

120 Jahre alt werden

Auch wenn meine Kinder das vielleicht aus ihrer Perspektive anders sehen, bin ich (und fühle ich mich) mit fast 50 noch nicht alt. Mein erklärtes Ziel ist es, bei bester Gesundheit und klarem Kopf 120 Jahre alt zu werden. Zu diesem Thema gibt es sogar eine eigene Podcast Folge: https://ukgw.de/folge/120-lass-uns-uralt-werden. So gesehen, habe ich also bis zur „Halbzeit“ noch etwas über 10 Jahre und bin quasi noch grün hinter den Ohren. Dennoch erlaube ich mir bereits heute, rückblickend drei Phasen in meinem Leben und meiner persönlichen Entwicklung zu identifizieren.

Die ersten 30 Jahre meines Lebens war ich quasi auf Autopilot. Ich war beschäftigt damit, körperlich und gesellschaftlich erwachsen zu werden und die Grundlagen für all das zu schaffen, was danach kam und noch kommen wird. Der Körper hat funktioniert ohne, dass ich ihm besondere Aufmerksamkeit widmen musste. Die emotionalen und seelischen Schutzmechanismen haben dafür gesorgt, dass ich alle Rückschläge und alles, was mich zutiefst verletzt hat, überleben konnte. Das alles geschah vollkommen unbewusst und das ist auch sinnvoll und gut.

Kinder sind unsere größten Lehrer

Mit der Gründung der eigenen Familie begann dann die Phase, in der ich anfing mich selbst das erste Mal bewusst kennenzulernen. Wer bin ich und was ist mir wichtig? Was fällt mir leicht und wo strauchele ich? Was kann ich aushalten und wo sind meine Grenzen? Jeder, der Kinder hat, kann bestätigen, dass in diesem Kontext die eigenen Sprösslinge die größten und weisesten Lehrer sind. Sie legen mit schlafwandlerischer Sicherheit die Finger in die Wunden, drücken die roten Knöpfe und lassen nicht locker, bis wir anfangen, hinzusehen, die Verletzungen zu heilen und als Mensch und Eltern zu wachsen.

Da ich das Glück habe, mit einem ausgeprägten Bauchgefühl gesegnet zu sein, ist es mir gelungen, auch die veränderten Bedürfnisse meines Körpers wahrzunehmen. Das begann vor etwa 10 Jahren damit, dass ich wieder angefangen habe, aktiv Sport zu treiben. Heute bin ich in puncto Kraft und Ausdauer fitter als ich es jemals in meinem Leben zuvor war und durfte erleben, dass der Körper auch mit 40 noch sehr gut in der Lage ist, auf- statt abzubauen. Fitness ist keine Frage des Alters, lediglich des Aufwands, den man betreiben muss, um ein gewisses Niveau zu halten oder zu verbessern. In jungen Jahren ist das zugegebenermaßen viel leichter als später, jedoch gibt es genügend Beispiele dafür, dass man bis ins hohe Alter körperlich fit und flexibel bleiben kann. Mein Ziel, 120 zu werden, steht also ;-)

Was ist „gute Ernährung“

Auch das Thema Ernährung hat sich gewandelt. Als junger Mensch habe ich durchaus vieles zu mir genommen, was ich heute als Müll bezeichne und unter keinen Umständen noch essen würde. Aber der junge Körper kann das ab – deshalb ist es meiner Meinung nach auch sinnvoll, unsere Kinder nicht zwanghaft mit dem zu traktieren, was wir für „gute Ernährung“ halten, sondern lediglich die Grundlagen dafür zu legen und sie darüber hinaus altersgerecht eigene Erfahrungen machen zu lassen.

Ich habe beispielsweise als Kind und Jugendlicher über Jahre jeden Tag eine ganze Tafel Schokolade zu mir genommen. Heute weiß ich, dass das Teil meiner Kompensationsmechanismen für die Dinge war, die ich ansonsten nicht ausgehalten hätte. Und meine Oma wusste das auch. Deshalb hat sie mich damit versorgt. Ich hatte das Glück, dass ich nicht dazu neige, dick zu werden und habe mich in dieser Zeit auch genug bewegt. Die Erkenntnis, warum ich damals so viel Schokolade gebraucht habe und dass es mir nicht geschadet hat, hat mir die Gelassenheit gegeben, die Sache bei meinen Kindern nicht so eng zu sehen und auch mal fünf gerade sein zu lassen.

Umbruch in die dritte Phase von …?

Noch habe ich eine Tochter in der Schule und im Haus, aber mit dem Abitur und dem Auszug meiner Großen rückt das Ende dieser zweiten Phase in greifbare Nähe. Ich habe bisher nur ein vages Gefühl dafür, wie die dritte Phase sein könnte, jedoch bin ich mir sicher, dass ich alles an Werkzeugen und Erkenntnissen habe, die ich brauche um auch in dieser Phase weiter zu wachsen und meinen Weg zu genießen.

Als ich jung war, wusste ich noch nichts über mich, das Leben und seine Phasen und das war auch noch nicht wichtig. Seit ich Familienvater bin habe ich viel über die Welt und mich als Mensch gelernt. Nun, wo diese Phase sich ganz langsam dem Ende zuneigt, bin ich gespannt, was für Erlebnisse und Erkenntnisse die nächsten fünf bis zehn Phasen meines Lebens bringen werden.

Eine Lanze für die traditionelle Familie brechen

Zum Schluss möchte ich noch eine Lanze brechen, und zwar für etwas, was scheinbar dabei ist völlig aus der Mode zu geraten: die traditionelle Familie. Ich weiß, dass ich heute nicht der Mensch wäre, der ich bin, wenn ich nicht eine Frau und Kinder hätte. Ganz altmodisch. Es hat einen Grund, warum die Menschheit seit Tausenden von Jahren dieses Modell lebt und es damit offensichtlich ziemlich weit gebracht hat.

Manche sehen heute die traditionelle Familie als Auslaufmodell, als archaisches Relikt, das abgeschafft werden muss, weil man durch die Verantwortung für Kinder in der freien Entfaltung seiner Persönlichkeit gehindert wird und die Frauen sowieso immer unterdrückt und ausgebeutet werden.

Verantwortung gibt dem Leben einen Sinn

Ich sehe das exakt andersherum. Kinder sind unsere größten Lehrmeister und Verantwortung zu übernehmen ist das, was dem Leben überhaupt erst einen Sinn gibt. Wenn wir uns stattdessen alleine auf die Suche nach uns selbst machen, werden wir uns nie so tiefgehend finden können, wie es uns die Menschen ermöglichen, für die wir bewusst Verantwortung übernehmen.

Und eine Partnerschaft, die auf Ungleichheit und Unterdrückung basiert mag vielleicht auf dem Papier auch eine Familie sein. Sie ist jedoch vor allem eines, nämlich dysfunktional. Gleichberechtigung ist nicht das selbe wie Gleichheit. Gleichheit ist eine Illusion und wer behauptet, dass Männer und Frauen gleich sind und deshalb auch die gleichen Wege gehen sollten, der irrt.

Ich kann deshalb an einer Familie mit traditioneller Rollenverteilung nichts Schlechtes sehen, solange sich die beiden Beteiligten bewusst dafür entscheiden und sich gegenseitig für die Arbeit, die sie leisten, wertschätzen. Im Gegenteil. Und Kinder, die das Glück haben, in einer funktionierenden Familie mit Vater und Mutter groß zu werden, bekommen so ein solides Fundament für ihren Start ins Erwachsenenleben.

Liebe Grüße aus Aschaffenburg
Carsten Sann
Der Essenzenladen

Carsten Sann

Carsten Sann ist Gründer und zusammen mit seiner Frau Inhaber des Essenzenladens. Er hat sich in seinem Leben schon mit einer Reihe unterschiedlichster Professionen beschäftigt und war unter anderem Tanzlehrer, IT Spezialist und Kinesiologe. Er beschäftigt sich seit 20 Jahren intensiv mit Blütenessenzen aus aller Welt. Er ist deutscher Distributor und Lehrer für viele der bekanntesten Essenzenhersteller und spricht in seinem Essenzenpodcast über sein Lieblingsthema: Die Anwendung von Blütenessenzen

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