Ich lese gerade ein tolles Buch. Es trägt den Titel „Sensitive is the new strong“ und die Autorin ist Anita Moorjani, die durch ihr erstes Buch „Heilung im Licht: Wie ich durch eine Nahtoderfahrung den Krebs besiegte und neu geboren wurde“ bekannt wurde. Nebenbei bemerkt halte ich den deutschen Titel für sehr unvorteilhaft gewählt – der Originaltitel „Dying to be me“ sagt so viel mehr aus. Leider lässt sich das Wortspiel aber auch nicht wirklich gut übersetzen.
Im neuen Buch, das auf Deutsch „Hochsensibel ist das neue Stark: Warum Empathie der Schlüssel für ein besseres Leben und eine bessere Welt ist“ heißt und am 25. Oktober erscheinen wird, geht es um all die Menschen, die so feine Antennen haben, dass sie oft nicht unterscheiden können, was die eigenen Emotionen sind, und was sie von außen aufgefangen haben. Ich selbst kenne das gut und es ist, wie Anita Moorjani im Buch auch feststellt, sowohl ein Fluch als auch ein Segen.
Ein kollektives Feld der Angst
Momentan haben es diese Menschen, die Moorjani „Empathen“ nennt, besonders schwer, denn durch die nach wie vor sehr seltsamen Lebensumstände, in denen wir uns aktuell befinden, gibt es ein kollektives Feld der Angst und Sorge, das wie eine Schicht aus dunklen Wolken über der Welt schwebt, besonders hier in Deutschland. So viele Menschen leben, beeinflusst von Politik und Medien, in konstanter Angst vor dem Coronavirus, und geben dem kollektiven Feld der Angst damit jeden Tag neue Energie. Die besonders sensitiven Menschen, die dieses Feld spüren können, nehmen das oft wie eine zähe Masse wahr, die sich über das gesamte Leben legt und es schwer macht, Lebensfreude zu empfinden. Die Empathen, die diese kollektive Energie nicht nur wahrnehmen, sondern auch wie ein Schwamm aufnehmen, stehen zusätzlich vor der Herausforderung, konstant aufs Neue sortieren zu müssen, was die eigenen Emotionen sind, und was von außen kommt.
Vielleicht kennen Sie das: Sie spüren eine bleierne Schwere, obwohl in ihrem Leben doch eigentlich alles in Ordnung ist und vielleicht sogar draußen die Sonne scheint. Oder kleine Ereignisse stoßen Sie in ein emotionales Loch, das in Relation zu dem, was tatsächlich passiert ist, viel zu groß erscheint.
In der Vergangenheit bin ich davon ausgegangen, dass es in solchen Situationen um meine eigenen Themen, beispielsweise alte Verletzungen etc. geht, die an die Oberfläche kommen und gesehen und geheilt werden wollen. In der aktuellen Situation fühlt es sich für mich eher so an, als ob es hier um die Verbindung zum kollektiven emotionalen Feld geht. Einerseits ist das befreiend, denn ehrlich gesagt bin ich selbst ein wenig ausgelaugt, was das Arbeiten mit der eigenen Vergangenheit angeht. Andererseits ist das aber auch nicht weniger anstrengend und so viele Menschen fragen sich, wie sie damit umgehen sollen. Eine Patentlösung habe ich leider noch nicht gefunden, aber einige Ideen kann ich beisteuern.
Schutz oder Durchlässigkeit?
Ganz allgemein gesprochen gibt es für sensitive Menschen und Empathen zwei grundsätzlich unterschiedliche Ansätze, wie sie mit den von außen auf sie einströmenden emotionalen Energien umgehen können. Bisher war die automatische Reaktion in der Regel: Ich muss mich schützen. Edelsteine, Essenzen und andere Hilfsmittel sind probate Mittel, um das eigene Energiefeld zu stabilisieren und für klare eigene Grenzen zu sorgen. Der sprichwörtliche Schutzpanzer hat jedoch auch einen Nachteil: er macht starr und unbeweglich. Wie ein Ritter in seiner Rüstung sind wir zwar geschützt, aber oft auch ziemlich unflexibel. Deshalb liebäugele ich selbst sehr mit der zweiten Option.
Das Schlüsselwort heißt Durchlässigkeit. Was wäre, wenn ich die auf mich einströmenden emotionalen Energien zwar wahrnehmen könnte, sie aber einfach nichts mehr mit mir machen? Was wäre, wenn sie einfach durch mich hindurchfließen, ohne mich zu beeinflussen? Vor meinem geistigen Auge sehe ich mich manchmal als halbtransparent und dadurch sehr durchlässig – so ein bisschen wie die Geister in den Harry Potter Romanen ? Natürlich habe ich nicht vor, in nächster Zeit zum Gespenst zu werden, aber Sie verstehen, was ich damit sagen will …
Durchlässigkeit hat etwas sehr Flexibles und vor allem fehlt in dieser Idee vollständig das Konzept von Widerstand. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich habe die Schnauze ziemlich voll von allem, was mit Widerständen oder dem Kampf gegen dieselben zu tun hat. Es ist mir einfach zu anstrengend. Deshalb finde ich diese Idee sehr verlockend.
Ich bin mir noch nicht sicher, wie ich meine eigene Fähigkeit zur Durchlässigkeit gezielt steigern kann, ich weiß nur (Überraschung!) dass Essenzen dabei natürlich eine Schlüsselrolle einnehmen können. Hilfreich sollten auf jeden Fall erdende Essenzen (Cedar, Black Tourmaline/Master Quartz, Elephant, Corn) sein und solche, die uns mit unserem Höheren Selbst, unserer Seele etc. verbinden. Judith Poelarends von den Alaska Essenzen hat dazu einen schönen Artikel geschrieben.
Zuerst komme ich!
Ein weiterer wichtiger Aspekt in dieser wirklich seltsamen und anstrengenden Zeit ist es, für sich selbst zu sorgen. In meiner letzten Kolumne hatte ich geschrieben, dass es meiner Meinung nach vor allem viele Menschen braucht, die in diesem Sturm stabil bleiben, und die vielen positiven Reaktionen, die ich auf meinen Text bekommen habe, zeigen mir, dass meine Leser das ähnlich sehen. Um jedoch stabil bleiben zu können, ist es aktuell unsere wichtigste Aufgabe, jeden Tag aufs Neue gut für uns selbst zu sorgen. Was brauche ich heute, um stabil zu sein? Was kann ich heute tun, um zumindest eine zeitlang glücklich zu sein?
Und da schließt sich auch der Kreis zum Anfang dieser Kolumne. Die Botschaft, die Anita Moorjani als Quintessenz ihrer Nahtoderfahrung immer wieder verkündet ist: Gesundheit, Glück und Lebensfreude sind zuallererst davon abhängig, ob wir uns selbst lieben und für uns selbst sorgen. Wie wollen wir anderen helfen, wenn wir selbst nicht stabil sind? Und wie viel besser könnten wir für andere da sein, wenn uns 100 % unserer Kraft und Energie zur Verfügung stünden? Daher ist es nicht egoistisch, sich zuerst um sich selbst zu kümmern. Im Gegenteil – es ist die Voraussetzung für alles andere.
Eines ist sicher: Auch Corona wird eines Tages vorüber sein. Ich habe keine Ahnung, ob das morgen oder in zehn Jahren sein wird, aber wie schon Heraklit sagte: „Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung.“ Und damit wir das Ende dieses Tunnels einigermaßen heil erreichen können, ist es notwendig, dass wir alle – und besonders die Menschen mit den feinen Antennen – gut für uns selbst sorgen und uns gegenseitig unterstützen. Eine gute Möglichkeit dafür ist unter anderem der neue Essenzenzirkel, der gerade dabei ist, sich zu formieren, und noch freie Plätze hat.
Liebe Grüße aus Aschaffenburg
Carsten Sann
Der Essenzenladen
P.S. In meinem Podcast mit Andrea Schlauersbach haben wir uns auch in einigen Folgen über das Thema „Menschen mit besonders feinen Antennen“ unterhalten: Stell dich doch nicht so an, du Mimose …, Heute schon einen Baum umarmt? und Wer feine Antennen hat braucht viel Alleinsamkeit.