Carsten Sann

Zu guter Letzt … (Juli 2015)

„Warum gerade ich? Warum muss ich scheinbar alleine die ganze seelische Aufräumarbeit machen – für mich selbst und vielleicht noch für mein gesamtes Familiensystem? Könnte ich nicht einfach nur die Leichen im Keller lassen, in Frieden leben und glücklich sein?“

Ich selbst habe in letzter Zeit hin und wieder bei diesem oder ähnlichen Gedanken ertappt – verbunden mit dem Wunsch, „die anderen“ mögen sich doch bitte selbst um ihren [nicht so hübsches Wort weggelassen] kümmern. Bei allem, was in den letzten Jahren so auf uns eingestürzt ist, gibt es immer wieder Zeiten, wo wir zwischen Überwältigung, Wut, Trotz und tiefer Verzweiflung schwanken. Und in diesem Sommer scheint das für ziemlich viele Menschen so zu sein.

Die gute Nachricht ist: Wir bekommen keine Herausforderungen, für die wir nicht auch die Energie und die Werkzeuge haben, um sie zu meistern. Die schlechte Nachricht ist: Wir kommen nicht darum herum, es auch zu tun. Aber das wissen wir ja eigentlich schon lange.

Ich habe vor kurzem das Buch „Nebelkinder: Kriegsenkel treten aus dem Traumaschatten der Geschichte“ gelesen (Danke, Daniela für den Tipp!). Da ich selbst dieser Kriegsenkel-Generation angehöre und in meiner Familie auch Vertreibung eine Rolle spielt, hat es mich sehr bewegt. Eine Erkenntnis in dem Buch ist, dass es offensichtlich an den Kriegsenkeln ist, das flächendeckende Trauma, das der zweite Weltkrieg in Europa hinterlassen hat, emotional und seelisch aufzuarbeiten. Keine leichte Aufgabe.

Ohne das Leid der Opfer der Nazis und ihrer Familien in irgendeiner Form kleiner reden zu wollen oder zu können, gibt es auch in so gut wie jeder Familie in Deutschland tief sitzende Traumen – sei es durch das Naziregime selbst, durch Vertreibung und Kriegsverbrechen durch die Alliierten, oder auch weil der Großvater ein glühender Nationalsozialist und Täter war und dies als Familiengeheimnis gehütet wird. Alleine schon die Millionen von Vertriebenen aus den ehemaligen Ostgebieten – Ostpreußen, Pommern, Schlesien und Ostbrandenburg – und ihre Kinder haben ein kaum zu ertragendes Maß an Schmerz und Leid mit in das heutige Deutschland gebracht.

So viele Menschen meiner Generation kämpfen heute mit diffusen Gefühlen der Entwurzelung, Depressionen und allen Arten seelischer Probleme – und das, obwohl zumindest die meisten augenscheinlich ein gutes Leben und keinen offensichtlichen Grund dafür haben. Ein möglicher tieferer Grund liegt jedoch darin, dass all die nicht aufgearbeiteten Traumen aus der Zeit des Dritten Reichs (und vielleicht auch davor) von Generation zu Generation weitergegeben werden – sei es durch ein belastetes Verhältnis zu den Eltern oder auch karmisch/systemisch.

In unserer jetzigen Zeit kommt, wie schon oft geschrieben, alles nach oben, was viel zu lange verdrängt worden ist – von uns selbst oder im Familiensystem. Und wir sind diejenigen, die die Kraft und die Mittel haben, aufzuräumen. Für uns und für unser gesamtes Familiensystem. Nein, es ist nicht einfach und es bringt uns oft an den Rand unserer Kraft und der Verzweiflung. Aber wir sind diejenigen, die heute hier sind, um diese schwierige Aufgabe zu erledigen.

Meine persönliche Konsequenz aus dem Buch „Nebelkinder“ ist, dass ich mich einer Reisegruppe angeschlossen habe, die im August nach Ostpreußen fahren wird. Es ist mir ein Bedürfnis, die alte Heimat (die systemisch gesehen auch die meine ist) in natura zu sehen, die Energie dort zu spüren und auf den Wegen zu gehen, die schon meine Vorfahren beschritten haben. Vielleicht ist es ein Nachhausekommen, vielleicht ist es auch ein Abschied. Auf jeden Fall weiß ich aber, dass es immens wichtig für mich und meine Aufgabe in diesem Leben ist.

Manchmal gibt es einfach Dinge, von denen man weiß, dass man sie tun muss, sobald sie als Möglichkeit ans Tageslicht kommen. Als ich in dem Buch über eine Frau gelesen habe, die die Heimat ihrer Eltern im heutigen Polen besucht hat, wusste ich, dass genau das mein nächster Schritt sein wird. Ich bin überzeugt, dass es auch auf Ihrem Weg Dinge gibt, von denen Sie auf tiefster Ebene wissen, dass Sie sie tun müssen. Zögern Sie nicht!

Ebenso, wie uns das Universum (oder wir uns selbst, je nachdem wie man das sehen mag) große Aufgaben stellt, gibt es uns das Wissen um den Weg und die Werkzeuge, um ihn zu gehen. Wehren Sie sich nicht. Tun Sie das, was getan werden muss, auch wenn es ungewöhnlich, anstrengend oder vielleicht auch teuer ist. Seien Sie sich sicher, dass das Universum für Sie sorgt, wenn Sie es nur zulassen.

Essenzen, die mich zurzeit bei meiner Vorbereitung auf den Weg nach Ostrpreußen gut unterstützen sind:

  • Balancer – die Notfallmischung von den Pacific Essences. Seit Jahrzehnten bewährt und unverzichtbar.
  • Pink Ten – Transformiert zurückgebliebene Energie der Angst.
  • Sand Dollar – um hinter die Probleme zu sehen und die Wahrheit zu erkennen.

Für mich gibt es inzwischen keine Alternative mehr dazu, aktiv zu sein und den Stier bei den Hörnern zu packen. Das ist wie gesagt, ziemlich anstrengend, aber es bringt mich auch weiter und hilft mir dabei, Stück für Stück den Rucksack mit Wackersteinen leerzuräumen, den ich seit Jahren auf meinen Schultern spüre. Und mit jedem Brocken, den ich erledigt habe, wird das Leben leichter und schöner. Haben auch Sie den Mut, hinzusehen, zu erkennen und zu handeln. Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer!

Liebe Grüße aus Aschaffenburg
Carsten Sann
Der Essenzenladen

Carsten Sann

Carsten Sann ist Gründer und zusammen mit seiner Frau Inhaber des Essenzenladens. Er hat sich in seinem Leben schon mit einer Reihe unterschiedlichster Professionen beschäftigt und war unter anderem Tanzlehrer, IT Spezialist und Kinesiologe. Er beschäftigt sich seit 20 Jahren intensiv mit Blütenessenzen aus aller Welt. Er ist deutscher Distributor und Lehrer für viele der bekanntesten Essenzenhersteller und spricht in seinem Essenzenpodcast über sein Lieblingsthema: Die Anwendung von Blütenessenzen

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

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    Ute Reckhaus

    Hallo Carsten,

    dein Beitrag spricht mir aus der Seele.

    Ich habe mich schon oft gefragt, warum ich insbesondere die Themen meiner Mutter aufräumen soll, zumal sie sich gar nicht bewusst zu sein scheint, dass sie diese Themen überhaupt hat.

    Und wenn ich auf der Autobahn in den neuen Bundesländern an den Ortschaften vorbei fahre, in denen meine Großeltern ihre Jugend verbrachten, ist es immer wie ein Stück zuhause, obwohl ich dort höchstens vor 40 Jahren kurz gewesen bin.

    Im Rahmen einer systemischen Ausbildung 2013 tauchte immer dann, wenn eine bestimmte Person die Leitung einer Aufstellung hatte, ein Opa mit NS-Vergangenheit und Judenverfolgung auf. Heute weiß ich, dass diese Person zu der Zeit die eigene Vergangenheit bewältigte, aber andererseits sind wir alle irgendwie Nachkommen von Menschen dieser Ereignisse und tragen so die Lasten mit.

    Schön sind die epigenetischen Zusammenhänge, auch für „wissenschaftlich“ denkende Menschen, in Bruce Lipton „Intelligente Zellen“ beschrieben.

    Doch obwohl „wir“ so viel darüber wissen, finde ich es manchmal erschreckend, wie wenig solche oder andere Themen aufgearbeitet werden.
    Schade, für die Chancen auf ein leichtes Leben, die so auch für kommende Generationen vertan werden.

    Ich freue mich jedenfalls, dass ich Möglichkeiten in der Hand habe, um so wie du es auch beschreibst, Stück für Stück vorwärts zu kommen und genieße die spannenden Momente, die sich so ergeben.

    Viele Grüße
    Ute

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