Die Energie des Frühlings

Ich lade Sie ein, einen Moment inne zu halten und zu beobachten, wie dieses Gedicht bei Ihnen nachhallt …

Ich weiß: Du wolltest nie in diese Welt.
Und doch – du bist nun mal ein Teil von ihr.
Warum dann zögern? Fang am besten an –
Ich meine: wirklich Teil zu sein von allem.
Es gibt so viel, was staunen lässt, was rührt,
was man besingen, niederschreiben kann.
Segne die Füße, die dich weitertragen,
segne die Augen und das horchende Ohr.
Segne die Zunge, dieses Wunder schmeckend,
segne das Fühlen, segne jede Hand.
Vielleicht wirst du ein hundertjährig Leben –
vielleicht auch nicht.
Ich spreche aus dem Glück
von vielen Jahren,
und glaube nicht, dass ich auch nur ein einziges vergeudet hab.

Brauchst Du einen kleinen Schubs?
Ein wenig Dunkelheit, die dich ins Licht bewegt?
Dann will ich messerscharf dich wachrütteln
und dich an Keats erinnern –
so klar in seinem Wollen, seinem Denken –
und wie er glaubte, für ein Weilchen
ein ganzes Leben zu besitzen.

Mary Oliver

Ich frage mich, ob sich die Pflanzen so fühlen, wenn sie im Frühling sprießen – als hätten sie nie vorgehabt, auf dieser Welt zu sein. Während ich mich an den wilden Düften, Farben und Texturen dieses Frühlingserwachens erfreue, kommen viele Gefühle in mir hoch. Heute Morgen war es ein Hauch von Trauer – letzte Woche vor 35 Jahren ist mein Bruder gestorben, und das hat mein Leben für immer verändert. Ich hätte nie gedacht, dass wir nicht zusammen alt werden würden, und in einem Moment fühlte es sich an, als wäre meine Kindheit verschwunden. Und jetzt ist unsere gemeinsame Reise eine kostbare Erinnerung, an die ich manchmal mit einer Mischung aus Freude und Trauer zurückdenke.

Ich habe das Gefühl, dass wir Menschen nicht mehr viel darüber reden, was wirklich wichtig ist, über die unvermeidlichen Erfahrungen des Lebens – von der Geburt über das Leben bis zum Tod. Und irgendwie erinnert uns der Frühling eindringlich daran, was wirklich wichtig ist. Ich habe schon Schneeglöckchen und Krokusse begrüßt und verabschiedet. Ich staune über die Freude, die ich empfinde, wenn sie sprießen, und über die Wehmut, die mich überkommt, wenn sie verwelken. Und ich weiß, dass es ein ganzes Jahr dauern wird, bis ich sie wiedersehen werde.

Ich bewundere auch ihren Drang, sich auszudrücken, indem sie sich durch die harte, kalte Erde und die Ansammlungen von Blättern und Schmutz kämpfen, um ihre Perfektion zum Ausdruck zu bringen. Manchmal frage ich mich, warum die meisten Menschen nicht dieselbe Dringlichkeit verspüren.

In der chinesischen Medizin wird der Frühling mit Neuanfängen und der Verwirklichung unseres Seelenzwecks oder Lebenszwecks in Verbindung gebracht. Ich empfinde Mary Olivers Gedicht als einen Aufruf zum Handeln – zögere nicht. Wir wissen nie, wie viel Zeit uns noch bleibt – wie der britische Dichter John Keats, der glaubte, ein ganzes Leben vor sich zu haben und doch mit 25 Jahren an Tuberkulose starb.

Der Frühling ist auch eine Zeit der Reinigung, um in unserem Körper-Geist-System Raum zu schaffen für Wachstumsmöglichkeiten und neue Ausrichtungen. Ich kann mir nichts vorstellen, was unterstützender ist und das Leben mehr fördert, als Zeit in der Natur zu verbringen. So können wir diese Möglichkeiten in uns entdecken und auf das innere Wissen hören, was für uns selbst das „richtige Handeln“ ist. Aus diesem Grund bieten wir jedes Jahr unsere Retreats an, denn die Veränderungen im Leben der Menschen nach einer Woche in der Natur, losgelöst von den Sorgen und Nöten des Alltags, sind erstaunlich! Ich liebe es, die Momente der Freude zu sehen, wenn Menschen neue Erkenntnisse über sich selbst und die Welt, in der wir leben, gewinnen.

Erfahren Sie hier mehr über unser diesjähriges Five Elements Retreat.

Liebe Grüße

Sabina Pettitt
Pacific Essences