Carsten Sann

Zu guter Letzt … (September 2024)

Seit ich den Essenzenladen betreibe, also seit über 20 Jahren, befinde ich mich in einem Dilemma. Meistens ist es nur im Hintergrund, manchmal rückt es auch in den Vordergrund, aber vorhanden ist es eigentlich immer. Würde ich versuchen, dieses Dilemma kurz und bündig zu formulieren, würde wahrscheinlich so etwas wie „Marketing vs. Authentizität“ dabei herauskommen.

Werbung lügt

Inzwischen ist wohl den meisten bewusst, dass die Dinge, die in der Werbung gesagt werden, in der Regel ähnlich viel mit der Realität zu tun haben, die die Märchen der Gebrüder Grimm. Irgendwie nimmt man das hin und zuckt nur mit den Schultern. Man hat sich halt daran gewöhnt. Glücklicherweise ist das nicht Teil meines Dilemmas, denn das Universum hat mir mit dem Essenzenladen immer wieder deutlich gezeigt, dass klassische Werbung nicht unser Weg ist. Alle Testballons, die wir über die Jahre in diese Richtung gestartet haben, sind grandios gescheitert.

Es wäre für mich ohnehin schwierig, „klassische“ Werbung zu machen, denn Integrität, Authentizität und Ehrlichkeit sind für mich alternativlos. Sie sind quasi Teil meiner DNA und wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum ich wohl der schlechteste Schauspieler auf der Erde bin. Selbst wenn der finanzielle Erfolg garantiert wäre, wenn ich unseren Kunden den Himmel auf Erden durch unsere Essenzen verspräche – ich könnte es nicht über mich bringen und wahrscheinlich würde es mir auch niemand glauben. In Ordnung – damit kann ich leben.

“20 % auf alles (außer Tiernahrung)”

Schwieriger wird es für mich bei den allgegenwärtigen Marketingmaßnahmen wie Rabatten, Geschenken und der versandkostenfreien Lieferung. Im Einzelhandel sind derartige Aktionen heute mehr die Regel als eine Ausnahme. Ich erinnere mich daran, dass es mir schon vor 20 Jahren seltsam vorkam, dass das lokale große Möbelhaus gefühlt alle drei Monate mit einem großen angeblichen Ausverkauf Werbung machte, bei dem geneigten Kunden riesige Rabatte winkten. Wenn diese Rabatte wirklich gewährt werden, wovon ich ausgehe, und das Möbelhaus immer noch profitabel arbeiten kann, dann wäre der Umkehrschluss, dass die „regulären“ Preise, auch wenn sie immer nur kurz gelten, einfach völlig überteuert sind.

In der Tat ist es im Einzelhandel eine übliche, aber keinesfalls ehrliche Methode, spätere Rabatte bereits von Anfang an in die Kalkulation miteinzubeziehen. Mit anderen Worten: Man setzt den Preis bewusst zu hoch an, um dem Kunden später die Illusion zu geben, er würde durch den „Rabatt“ etwas sparen. Ich kann mich beim besten Willen nicht überwinden das zu tun.

Faire Preise

Überall gibt es Rabattaktionen. Ständig. Beim Essenzenladen verzichte ich darauf, weil unsere Preise so kalkuliert sind, dass sie unsere Kosten und unsere Arbeitszeit decken. Mehr nicht. Anders ausgedrückt: Die Preise sind von Anfang an so kalkuliert, dass sie fair für unsere Kunden und fair für uns sind.

Natürlich kommt es immer wieder vor, dass Kunden auch bei uns nach Rabattaktionen nachfragen, schließlich sind sie darauf konditioniert, dass nur ein Kauf mit Nachlass ein wirklich guter Kauf ist. Manche davon verstehen unsere Intention, wenn ich sie ihnen erkläre, andere bleiben dann einfach weg. Und genau hier liegt mein Dilemma. Es tut mir weh, wenn ich diesen Kunden nicht das geben kann, was sie gerne hätten und natürlich macht es mich auch nicht glücklich, wenn sie woanders kaufen. Jedoch kann ich es nicht mit mir selbst und den Werten, für die wir als Essenzenladen stehen, vereinbaren, alle unsere Kunden systematisch zu täuschen, auch wenn einige von ihnen das gerne hätten.

Versandkostenfrei?

Ein anderes Thema sind die Versandkosten. So ziemlich jeder Onlinehändler wirbt mit einer „versandkostenfreien“ Lieferung ab x Euro. Ich habe im vorherigen Satz absichtlich Anführungszeichen benutzt, weil die Versandkosten, auch wenn sie nicht ausgewiesen werden, natürlich trotzdem vom Kunden bezahlt werden. Diese sind halt einfach, ebenso wie die sogenannten Rabatte, in den Verkaufspreis mit einkalkuliert. Schließlich berechnen DHL, UPS und DPD dem Händler auch für jedes Paket ihr Entgelt.

Das Marketingwerkzeug der „versandkostenfreien Lieferung“ ist letztlich also auch nur eine Illusion, die dem Kunden das Wohlgefühl vermitteln soll, dass er ein Schnäppchen gemacht hat, obwohl er in Wirklichkeit den Service des Paketdienstes sehr wohl mitbezahlt hat. Das gilt übrigens auch für „versandkostenfreie“ Retouren. Letztlich bezahlt auch der Kunde, der nichts zurückschickt, die einkalkulierten Rücksendekosten für alle anderen mit. So funktioniert das in der Wirtschaft nun einmal: Wer als Unternehmer mehr ausgibt als er einnimmt, geht pleite.

Ehrlich, integer, transparent

Unsere Philosophie im Essenzenladen ist es, ehrlich, integer und transparent zu sein. Dementsprechend haben wir unsere Versandkosten so kalkuliert, dass sie (fast) kostendeckend sind und weisen sie auch so aus. Aber auch das ist natürlich Teil meines Dilemmas, denn die Frage, ab wann wir denn versandkostenfrei liefern, wird noch viel häufiger gestellt, als die Frage nach Rabattaktionen.

Es gibt Tage, an denen ich tatsächlich darüber nachdenke, dem Druck dieser Kunden nachzugeben und die Preise für alle ein wenig zu erhöhen. Dann hätten zumindest diejenigen, die getäuscht werden wollen, das Wohlgefühl des Schnäppchenjägers, wenn sie angeblich keine Versandkosten zahlen müssen. Und dann schaue ich mir im Spiegel tief in die Augen, atme einmal durch und beschließe, doch auf dem Weg zu bleiben, der sich für mich als der richtige anfühlt. Auch wenn das bedeutet, dass der ein oder andere Kunde halt woanders kauft.

Ich liebe meinen Job

Wir haben uns im Essenzenladen nie auf Preiskriege und Rabattschlachten eingelassen. Wir machen unseren Job, weil wir es lieben, ihn zu tun und wir machen ihn gut. Sie als unser Kunde sind unsere oberste Priorität und dazu gehört, dass wir ehrlich zu Ihnen sind, auch, wenn das da draußen nicht üblich ist, und manche Menschen lieber getäuscht werden möchten. Wir können einfach nicht anders.

Ich möchte mit einem Zitat von John Ruskin enden, das meiner Meinung nach gut in den Kontext passt. Es fühlt sich für mich zutiefst wahr an:

Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht jemand ein wenig schlechter machen und etwas billiger verkaufen könnte. Und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften.

Es ist unklug zu viel zu bezahlen, aber es ist genauso unklug zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Bezahlen Sie dagegen zu wenig, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann.

Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten … das funktioniert nicht. Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das eingegangene Risiko etwas hinzurechnen. Wenn Sie das aber tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres zu bezahlen.

Liebe Grüße aus Aschaffenburg
Carsten Sann
Der Essenzenladen

Carsten Sann

Carsten Sann ist Gründer und zusammen mit seiner Frau Inhaber des Essenzenladens. Er hat sich in seinem Leben schon mit einer Reihe unterschiedlichster Professionen beschäftigt und war unter anderem Tanzlehrer, IT Spezialist und Kinesiologe. Er beschäftigt sich seit 20 Jahren intensiv mit Blütenessenzen aus aller Welt. Er ist deutscher Distributor und Lehrer für viele der bekanntesten Essenzenhersteller und spricht in seinem Essenzenpodcast über sein Lieblingsthema: Die Anwendung von Blütenessenzen

Dieser Beitrag hat 9 Kommentare

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    Marina Wiencke

    Lieber Carsten, liebe Delia,
    Vielen Dank für diesen wunderbaren Artikel, für die Authentizität und euren Weg.
    Ich bin sehr froh, das ich meinen Patienten empfehlen kann die Essenzen bei Euch zu bestellen, weil ich genau diese Qualitäten schätze, die ihr verkörpert! Das macht jede Essenz noch wertvoller….
    Herzliche Grüße
    und danke für die gute Zusammenarbeit
    Marina

    1. Carsten Sann
      Carsten Sann

      Liebe Marina, vielen Dank. Und das Kompliment kann ich zurückgeben. Wir sind sehr froh, dass Du Deine Arbeit machst und dass Du sie so gut machst 😍

  2. Avatar-Foto
    Karla

    Lieber Herr Sann, machen Sie weiter wie bisher und lassen Sie sich nicht beirren.

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    Heidemarie Kavelar

    Lieber Herr Sann, ich sehe das genauso. Für gute Ware bezahle ich gerne den Preis der ihr zusteht!
    Herzliche Grüße aus Kärnten, Ihre Heidemarie Kavelar

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    Rita Hansen

    Lieber Herr Sann, Bitte genau so weitermachen! Nicht nach (meistens kurzfristigem) “Mehr” schielen. Da wird sonst eine Spirale angestupst, die zu nichts Gutem führt. Und dann wäre der Inhalt (und der Sinn) von der “Verpackung” getrennt. Nein, es ist nicht egal was und vor allem WIE man etwas macht. Diese wundervollen Essenzen, die mit soviel Achtung und Respekt und Liebe hergestellt werden, verdienen auch von uns, den Kunden, so behandelt zu werden. Und Sie als Lieferant verdienen genauso den Respekt und Achtung von uns. Ich bin jedenfalls sehr dankbar für die Qualität Ihrer Arbeit. So, WIE Sie das machen, spiegelt es ja Ihre innere Haltung. Danke und Herzliche Grüße, Rita Hansen

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    Waltraud Kreditsch

    Liebe Familie Sann und Ihr Team!
    Ich denke auch so, aber die Wirklichkeit ist eine andere. Leider denken viel zu wenige darüber nach, dass dann andere Menschen dafür bezahlen und es dann irgendwann an uns zurück kommt.
    Liebe Grüße aus Klagenfurt
    Waltraud

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    Cornelia Huppertz

    Lieber Herr Sann
    Dank für Ihren Beitrag. Ich finde es wunderbar, dass es solche Menschen wie Sie noch gibt und das es solche Geschäfte wie das Ihre noch bestehen können. Ich bestelle gerne bei Ihnen wegen dieser Tugenden und das dadurch auch die Qualität der Fläschchen profitiert, denn alles ist Schwingung.

  7. Carsten Sann
    Carsten Sann

    Hui … da bin ich ja jetzt fast ein wenig geflasht von den vielen positiven Kommentaren. Vielen Dank!!! Es ist ein großes Geschenk, dass wir diese Arbeit tun und für unsere Kunden da sein dürfen 😍

  8. Avatar-Foto
    Elvira W.

    Lieber Herr Sann Sie sind genau richtig unterwegs! Ich bin krankheitsbedingt seit vielen Jahren Rentnerin und daraus entstand zwangsläufig das tägliche “Cent-umdrehen”. Dennoch oder auch genau deshalb war und ist es immer noch mein Ansinnen die Qualität voranzustellen. Ob bei Lebensmitteln, Kleidung oder so wertvollen Produkten, wie der aus dem Essenzenladen. Natürlich bedeutet das auch Einschränkungen hinnehmen zu müssen, dann kann ich halt nicht so viel oder so oft als ich möchte. Aber die Freude und die Wertschätzung steigert es durchaus, auch wenn man halt mal auf etwas warten muss. Ihre Einstellung gefällt mir und macht Sinn. Also bitte weiter so.

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