Als ich vor einigen Tagen damit begonnen habe darüber nachzudenken, worüber ich in meiner Februar Kolumne schreiben würde, kam mir der Satz „Verbindlichkeit ist keine Einbahnstraße“ in den Sinn. Hintergrund waren zwei Erlebnisse mit Kunden, die in der identischen Situation exakt entgegengesetzt reagiert haben. Aber lassen Sie mich das ein wenig erklären.
Im Mai kommt, wie Sie wahrscheinlich schon mitbekommen haben, Ian White, der Hersteller der Australischen Buschblütenessenzen für zwei Tagesseminare zu uns nach Deutschland. Für uns als ziemlich kleines Unternehmen ist es einerseits eine Ehre, diese Seminar organisieren zu dürfen, andererseits ist es aber auch eine große Aufgabe und in finanzieller Sicht ein Wagnis, sollte das Seminar kurzfristig abgesagt werden müssen.
Große Verpflichtung
Nicht nur wir, sondern auch viele andere, kleine Anbieter von Seminaren und Workshops haben in den letzten Jahren die Tendenz beobachtet, dass Menschen sich mehr und mehr sehr kurzfristig zu Veranstaltungen an- und leider auch wieder abmelden. Das macht es schwierig zu planen und birgt, wie schon gesagt, ein substanzielles Risiko auf großen Kosten sitzenzubleiben. Deshalb ist es keine kleine Verpflichtung, die wir eingegangen sind, als wir einen so bekannten Referenten von weit her eingeladen haben.
Da wir wie gesagt ein recht kleines Unternehmen sind, das nur meine Frau und mich als fest Angestellte Mitarbeiter hat, ist es notwenig, dass wir Möglichkeiten finden, wie wir Verbindlichkeit und Flexibilität bei den Seminaranmeldungen zusammenbringen können. Ich möchte hier gar nicht zu sehr in die Details gehen – wer daran interessiert ist, kann sie hier nachlesen – deshalb nur kurz und knapp: Um sicherzustellen, dass die Menschen, die sich zum Seminar anmelden, es ernst meinen, ist eine Anzahlung zu leisten, und um zu verhindern, dass Teilnehmer leichtfertig wieder abspringen, gibt es eine unbequeme Stornogebühr.
Aus Gründen der Fairness ist es notwendig, diese Konditionen, die wir deutlich kommunizieren, dann auch bei allen Stornierungen anzuwenden, was mich erneut zum Anfang und den unterschiedlichen Kundenreaktionen zurückbringt.
Unterschiedliche Reaktionen
In der vergangenen Woche musste eine Teilnehmerin die Anmeldung aus nachvollziehbaren persönlichen Gründen stornieren. Nach der Erstattung der Anzahlung – abzüglich der vorab kommunizierten Stornogebühren – war sie entsetzt darüber. Sie war davon überzeugt, dass das ungerecht sei und ich ihr aufgrund der persönlichen Umstände doch entgegenkommen müsse.
Am nächsten Tag bestellte eine andere Kundin telefonisch bei uns einige Essenzen. Auch sie hatte – ebenfalls aus persönlichen Gründen – ihre Anmeldung für die Seminare bereits vor zwei Wochen wieder stornieren müssen und bedankte sich während des Telefongesprächs für die unkomplizierte Abwicklung. Auch bei ihr hatten wir die Stornogebühren bei der Erstattung der Anzahlung abgezogen. Dieselbe Situation, jedoch eine vollständig unterschiedliche Reaktion.
Verantwortung für mein Leben übernehmen
In diesen Fällen, und wenn man genau hinschaut eigentlich bei so gut wie allem im Leben, lassen sich solch scheinbar unvereinbar unterschiedliche Reaktionen recht schnell darauf zurückführen, in welchem Maße ich bereit bin, Verantwortung für mich selbst und meine Entscheidungen zu übernehmen.
Mich fasziniert und beschäftigt das Konzept „Verantwortung für mein Leben“ bereits seit ich denken kann. Deshalb beobachte ich schon länger, dass das Leben in unserer westlichen Wohlstandsgesellschaft (unabsichtlich oder mit Vorsatz?) die Menschen dazu erzieht, Verantwortung abzugeben. Die Schulmedizin predigt uns, dass wir nur zum Arzt gehen und unsere Medikamente nehmen müssen, um uns gesund zu machen; die Versicherungen versprechen uns, dass sie alle Risiken absichern, wenn wir nur genügend Policen abschließen; das Bürgergeld sorgt dafür, dass wir ein recht bequemes Leben führen können, selbst wenn wir nicht selbst für unser Einkommen sorgen. Der Roman „Freiheitsgeld“ von Andreas Eschbach ist in diesem Kontext übrigens sehr spannend und erhellend.
Übertreiben wir es?
Nun sind die Errungenschaften der westlichen Welt in Bezug auf die Sicherheit des Überlebens im Vergleich zu früheren Jahrhunderten zweifellos ein großer Fortschritt. Die Frage ist nur, ob wir mit dem immer weiter wachsenden Wohlstand nicht irgendwann angefangen haben es zu übertreiben. Welchen Einfluss hat es auf unser Leben und unser Glück, wenn wir mehr und mehr die Verantwortung dafür abgeben?
Ich habe den Eindruck, dass es dazu führt, dass Menschen auf vielen Ebenen immer hilfloser und abhängiger werden. Das geht dann so lange gut, wie die Rahmenbedingungen der Vollkasko-Gesellschaft Bestand haben. Aber wehe, wenn sich daran etwas grundlegend ändert.
Das Boot des Lebens selbst steuern
Für mich persönlich ist Idee, die Verantwortung für möglichst alle Bereiche in meinem Leben zu übernehmen ein Faktor, der wesentlich zu meiner Zufriedenheit beiträgt. So habe ich das Gefühl, am Ruder meines eigenen Boots zu stehen und zumindest im Rahmen des Möglichen die Richtung zu bestimmen, in die ich fahre. Aus diesem Grund haben wir neben den verpflichtenden nur eine sehr geringe Anzahl an Versicherungen, die meine Frau und ich als sinnvoll ansehen. Aus diesem Grund betreiben wir bewusste Gesundheitsvorsorge, auch wenn das meiste davon nicht von der Krankenkasse übernommen wird. Aus diesem Grund fahre ich in der Stadt weiterhin ohne Helm Fahrrad und aus diesem Grund überlege ich mir bei allen Verpflichtungen, die ich eingehe, bewusst, ob ich bereit bin, die negativen Konsequenzen zu tragen, wenn dabei etwas schiefgeht.
Besonders, wenn es das eigene körperliche und seelische Wohlbefinden geht, halte ich es für eine notwendige Voraussetzung, dass wir selbst die vollständige Verantwortung übernehmen. Ein verrückter Gedanke: Was halten Sie davon, wenn ich Ihnen erzähle, dass ich der Meinung bin, dass ein Arzt letztlich nur ein hochqualifizierter Dienstleister ist, der keine Macht darüber hat, ob ich gesund oder krank bin. Wenn er gut in seinem Job ist, kann er mir helfen, wieder gesund zu werden, weil er hoffentlich viele wirksame Methoden kennt, um den Körper bei seiner Selbstheilung zu unterstützen. Die Entscheidung gesund zu werden muss ich jedoch selbst treffen und auch die Verantwortung für die Umsetzung der Therapie und des Heilungsprozesses muss ich selbst übernehmen. Gleiches gilt meiner Meinung nach uneingeschränkt für die psychische und seelische Ebene.
Dementsprechend sage ich den Kunden, die uns anrufen und nach Essenzen fragen, die ein Problem für sie lösen, dass es das leider nicht gibt. „Aber“, sage ich dann immer, „wenn Sie etwas suchen, was Sie dabei unterstützt, das Problem selbst zu lösen, dann sind Sie bei uns an der richtigen Adresse.“
Wo liegt mein Teil der Verantwortung?
Um am Ende noch einmal den Bogen zurück zu schlagen: In Situationen, die ich als unfair empfunden oder in denen ich mich ungerecht behandelt gefühlt habe, habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, dass es ungemein hilfreich ist, innerlich einen Schritt zurückzutreten und sich selbst zu fragen, für welchen Anteil des Problems ich selbst die Verantwortung trage und ob ich sie wirklich annehme. Das schafft innere Klarheit und hilft, aus der Rolle des Opfers wieder in die Rolle des Handelnden zu kommen.
Und wenn Sie jetzt gerade das Gefühl haben, dass Sie gerne eine Essenz hätten, die Ihnen dabei hilft, mehr Verantwortung für die Dinge in Ihrem Leben zu übernehmen, dann schauen Sie sich doch mal unsere Essenz des Monats, Mountain Cabbage Tree von den South African Essences an.
Liebe Grüße aus Aschaffenburg
Carsten Sann
Der Essenzenladen