Carsten Sann

Zu guter Letzt … (Juli 2019)

In den letzten Wochen ist mir immer wieder ein Begriff durch den Kopf gegangen: Emotionale Verlässlichkeit. Sucht man ihn im Internet, findet man zwar einige Erwähnungen, jedoch nur als ein Punkt von vielen, der für Kinder wichtig ist. Natürlich gibt es vieles, was objektiv betrachtet für unser physisches Überleben höhere Priorität hat, jedoch ist die emotionale Verlässlichkeit in meinen Augen etwas, was für unsere Entwicklung, Stabilität und nicht zuletzt auch das „emotionale Überleben“ von großer Bedeutung ist – besonders, wenn man mit überdurchschnittlicher Sensitivität gesegnet (oder manchmal auch verflucht?) ist. Und das gilt nicht nur für Kindheit und Jugend, sondern natürlich auch, wenn man erwachsen ist.

Für mich bedeutet emotionale Verlässlichkeit unter anderem, dass starke Emotionen niemals gegenüber unbeteiligten Dritten ausgedrückt werden, die damit weder rechnen noch im Zweifelsfall umgehen können. Ein Beispiel aus dem Alltag: Eine Frau hat sich während des Arbeitstages über etwas massiv geärgert fühlt noch eine Menge Wut in sich. Nachdem sie zuhause ist, kommt ein Kind oder der Partner zufällig in den Raum, und sagt etwas vollkommen Harmloses, was sie in den falschen Hals bekommt. Die darauf folgende Explosion war für den anderen nicht vorhersehbar und es bräuchte eine Menge Stabilität, um der Woge der Emotionen unbeeindruckt standhalten zu können. Ein Partner kann das vielleicht noch hinbekommen, für Kinder ist es jedoch in der Regel unmöglich.

Im Umkehrschluss bedeutet emotionale Verlässlichkeit, dass wir lernen sollten, auf Situationen emotional angemessen zu reagieren. Das heißt keinesfalls, dass wir unsere Emotionen in irgendeiner Form unterdrücken sollen, es bedeutet lediglich, dass wir sie in die richtige Richtung lenken und sie auf angemessene Art und Weise ausdrücken. Jede Emotion hat ihre Daseinsberechtigung (sonst hätten wir sie nicht) und auch die „negativen“ Gefühle sind gesund, wenn wir sie ausdrücken und ihnen den angemessenen Raum geben.

Das Paradebeispiel für eine „schwierige“ Emotion ist für viele Wut und Zorn. Es ist gesund und sehr reinigend, einmal so richtig wütend zu sein. Hinter diesen Gefühlen steht eine machtvolle emotionale Energie, die unbedingt ausgedrückt werden will. Schlucken wir sie, schaden wir nur uns selbst. Wichtig ist dabei zu verstehen, dass Wut und Zorn sehr kurzlebige Emotionen sind: Sie brausen auf, und ebben dann, wenn wir sie ausdrücken, schnell wieder ab. Halten wir sie fest, entsteht Groll, der wiederum nicht sehr gesund ist. Die Wut muss also raus, und es gibt dabei nur drei wichtige Regeln: Keine Dinge zerstören, die nicht ausdrücklich dafür vorgesehen sind, nicht sich selbst verletzen und niemand anderen verletzen.

Betrachtet man das Ausdrücken von Wut aus der Perspektive des Empfängers wird schnell klar, dass ein Erwachsener oder ein Kind, die als Unbeteiligte in die Schusslinie geraten, im Zweifelsfall schnell überfordert sind. Besonders für Kinder ist es im höchsten Maß verstörend, wenn sie für sie vollkommen unvorhersehbar mit der Emotion Wut konfrontiert sind, ohne dass es einen erkennbaren Grund dafür gibt. Geschieht das regelmäßig, „lernen“ sie als Teil der emotionalen Überlebensstrategie, dass der betreffende Elternteil emotional unzuverlässig ist und man nie weiß, woran man bei ihm ist. Die Konsequenz ist, dass ein Kind sich nicht mehr sicher fühlt und sich zurückzieht und emotional verschließt.

Auch als Erwachsener kann es beliebig schwer sein, mit Emotionen anderer umzugehen, die auf einen projiziert werden, ohne dass man einen kausalen Zusammenhang erkennen kann. Auch hier sind Wut und Zorn wieder ein gutes Beispiel. Wenn zwei Partner sich im Alltag über eine Kleinigkeit streiten, die Auseinandersetzung jedoch auf einmal eine Größenordnung annimmt, die der Sache nicht mehr angemessen ist, dann geht es bei mindestens einem der Kontrahenten gar nicht mehr um die Sache selbst, sondern um etwas Anderes, das der eigentliche Grund für seine Wut ist. Und das kann durchaus etwas Uraltes sein, beispielsweise aus der Kindheit. Ist der andere gerade nicht stabil und/oder besonders sensitiv für emotionale Energien, kann einen das schon aus der Bahn werfen. Auch hier ist es hilfreich, an der emotionalen Verlässlichkeit zu arbeiten.

Auch wenn ich bisher vor allem Wut und Zorn als Beispiele herangezogen habe, kann es für Kinder mindestens ebenso verstörend sein, wenn die Bezugspersonen immer wieder scheinbar grundlos andere starke Emotionen ausdrücken: Trauer, aber auch überschießende Freude. Stellen Sie sich nur einmal jemanden vor, der in banalen Alltagssituationen regelmäßig und ohne erkennbaren Grund Lachanfälle hat oder vor Freude wie ein Gummiball umher hüpft. Irgendwann würden wir uns als Erwachsene denken, dass die Person nicht mehr alle Tassen im Schrank hat. Vielleicht würden wir auch anfangen, uns ernsthaft Sorgen um deren geistige Gesundheit machen. Ein Kind hat jedoch normalerweise nicht den rationalen Zugang zu solchen Situationen, und alles, was ankommt ist, dass die Bezugsperson verwirrende, sich widersprechende Signale aussendet. Auch hier kann ein Kind irgendwann nur noch zu dem Schluss kommen, dass die Person emotional unzuverlässig ist – mit den oben beschriebenen Konsequenzen. Und wenn wir in jungen Jahren gelernt haben, dass wir selbst den Personen, die uns nahestehen, emotional nicht vertrauen können, dann hat das natürlich auch erst einmal Konsequenzen für unsere Beziehungen …

Was können wir tun? Sandra Epstein von den Ararêtama Regenwaldessenzen benutzt den Begriff „Emotionale Fitness“. Kurz gesagt bedeutet das, dass wir die Gefühle, die wir haben, wahrnehmen, sie bewusst ausdrücken, ihnen jedoch nicht ausgeliefert sind. Es bedeutet auch, dass wir Stück für Stück die roten Knöpfchen deaktivieren, auf denen andere (gerne unsere Kinder) manchmal Klavier spielen, um uns nach Belieben dazu zu bringen, zu explodieren. Wohl gemerkt geht es dabei in der Regel auch wieder um alte Wut, die noch nicht angemessen ausgedrückt wurde und deshalb aus dem Zusammenhang gerissen und durch banale Dinge getriggert wird.

Die Ararêtama Essenzen (und natürlich auch unsere anderen Schwingungsmittel) können eine wertvolle Unterstützung dabei sein, sich der eigenen Emotionen bewusst zu werden und zu lernen, sie zu kanalisieren. Je besser wir dies beherrschen, desto einfacher fällt es uns, emotional zuverlässig zu sein und beispielsweise unserem Gegenüber zu sagen: „Ich bin gerade stinksauer, aber nicht auf Dich. Ich muss mal raus, und Holz hacken/Joggen/laut schreien/etc.“

Emotional zuverlässig sein heißt vor allem aber auch, authentisch zu sein, sich also in Bezug auf seine Gefühle nicht zu verstellen. Jeder ist mal traurig, mal fröhlich, mal wütend und mal introvertiert. Menschen, die besonders empathisch sind, spüren das in ihrem Gegenüber, egal ob die Person es (non-) verbal ausdrückt oder versucht, das Gefühl zu unterdrücken. Besonders für hochsensitive Kinder ist es deshalb verwirrend, wenn sie beispielsweise genau wahrnehmen, dass der Vater gerade traurig ist, der es aber vehement bestreitet. Kommt das immer wieder vor, ist die Konsequenz, dass das Kind entweder „lernt“, der eigenen Wahrnehmung nicht zu vertrauen oder wieder, dass die Bezugsperson emotional unzuverlässig, in diesem Fall, nicht authentisch ist.

Besonders, wenn man gerade erst angefangen hat, die eigene emotionale Fitness zu trainieren, kann es eine Herausforderung sein, wenn einem jemand von außen sagt: „Du fühlst Dich gerade traurig/wütend/etc.“, wenn man es selbst noch gar nicht bewusst wahrgenommen hat. Wenn es von jemandem kommt, dem wir vertrauen und der uns nahesteht – das gilt in besonderem Maße für die eigenen Kinder – dann tun wir jedoch gut daran, zumindest kurz in Erwägung zu ziehen, dass die Person recht haben könnte … verwerfen können wir es später immer noch.

In Bezug auf das Thema emotionale Zuverlässigkeit spielt jeder von uns beide Rollen – Sender und Empfänger – und beide Seiten sind oft mit Herausforderungen verbunden. Wenn ich Sender bin, ist es meine Aufgabe, an meiner emotionalen Fitness zu arbeiten, und als Empfänger ist es meine Aufgabe, mit falsch adressierten Emotionen umgehen zu lernen, damit sie mich nicht aus der Bahn werfen. Besonders für letzteres eignet sich unsere Mischung „Dickes Fell“, die gleichzeitig auch unsere Essenz des Monats ist. Die enthaltenen Essenzen sind deshalb auch dort ausführlich beschrieben. Für unsere Rolle als Sender empfehle ich das Ararêtama Mandala von Sandra Epstein, das sich ausführlich dem Thema emotionale Fitness widmet. Denn je besser wir in der Lage sind, emotional zuverlässig zu sein, desto einfacher wird und glücklicher wird das Miteinander und damit unser Leben.

Liebe Grüße aus Aschaffenburg
Carsten Sann
Der Essenzenladen

Carsten Sann

Carsten Sann ist Gründer und zusammen mit seiner Frau Inhaber des Essenzenladens. Er hat sich in seinem Leben schon mit einer Reihe unterschiedlichster Professionen beschäftigt und war unter anderem Tanzlehrer, IT Spezialist und Kinesiologe. Er beschäftigt sich seit 20 Jahren intensiv mit Blütenessenzen aus aller Welt. Er ist deutscher Distributor und Lehrer für viele der bekanntesten Essenzenhersteller und spricht in seinem Essenzenpodcast über sein Lieblingsthema: Die Anwendung von Blütenessenzen

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