Wenn wir geboren werden, dreht sich die Welt tatsächlich um uns. Wenn wir größer werden, müssen wir unter Schmerzen lernen, dass sich die Welt nicht mehr alleine um uns dreht. Wenn wir schließlich erwachsen sind und reifer werden, tut es gut zu erkennen, dass sich die Welt kein bisschen um uns dreht.
Ein Thema, das mich in den letzten Wochen und Monaten beschäftigt, ist zu lernen, dass vieles von dem was im Alltag passiert nicht unbedingt persönlich gemeint oder gar meine Verantwortung ist. Wenn man mit einer ausgeprägten Sensitivität ausgestattet ist, neigt man manchmal dazu, alles was passiert auf sich selbst zu beziehen á la „Dieser Mensch ist gerade schlecht gelaunt – was habe ich falsch gemacht?“ Beim Sinnieren über das, was ich da gerade lernen darf, ist mir der oben geschriebene Spruch eingefallen.
Wenn wir auf diese Welt kommen, können wir eigentlich gar nicht anders, als anzunehmen, dass sie sich komplett um uns dreht. Alle, die uns in den ersten Tagen sehen, sind aus dem Häuschen, freuen sich, uns zu sehen, verbringen Zeit mit uns und kümmern sich rührend um unsere Bedürfnisse. Ergo müssen wir doch das Zentrum der Welt sein, oder? Klingt zumindest nach einer plausiblen Schlussfolgerung.
Wenn wir dann größer werden, das Regenwurmstadium hinter uns lassen, und anfangen mit der Welt zu interagieren, dann scheint sich zuerst noch zu bestätigen, was wir glauben erkannt zu haben. Die Menschen beschäftigen sich mit uns und erfüllen unsere Wünsche.
Irgendwann schleicht sich jedoch eine Veränderung ein. Auf einmal hören wir öfter das Wort Nein, bekommen nicht was wir wollen und müssen vielleicht auch mal für kurze Zeit alleine klarkommen. Wenn damit auf einmal eine unserer Grundannahmen infrage gestellt wird, dann ist das ziemlich verwirrend und wir sind keineswegs gewillt, das ohne Protest hinzunehmen. Man nennt das dann in der Regel die Trotzphase.
Wenn wir schließlich akzeptiert haben, dass die Menschen um uns herum nicht ausschließlich dazu da sind, uns unsere Wünsche von den Augen abzulesen, beginnt eine eher ruhige Phase, in der wir viel lernen, viel wachsen und viel erleben. Das Weltbild, das wir uns bis dahin aufgebaut haben, könnte so schön sein und für immer Bestand haben.
Doch irgendwann bemerken wir, wie wir immer mehr Verantwortung für unser Leben zugeschoben bekommen. Dinge, die bisher andere für uns getan haben, sollen wir nun selbst erledigen. Eine Zeit lang beobachten wir das interessiert, dann etwas argwöhnisch – ist ja auch irgendwie anstrengend. Irgendwann, so etwa um das Alter von 14 Jahren herum erkennen wir, dass mehr Verantwortung normalerweise auch mit mehr Freiheit einhergeht, was uns zu diesem Zeitpunkt gerade recht kommt. Voller Elan packen wir den Stier bei den Hörnern, um unser Leben selbst in die Hand zu nehmen … nur um gegen Wände zu rennen bei den Menschen, die früher alles für uns erledigt haben, dann wollten, dass wir es selbst tun, und uns nun erklären, dass wir es (so) nun doch (noch) nicht tun können oder dürfen. Wieder sehr verwirrend. Gleichzeitig erfolgt in dieser Phase wieder ein Rückfall ins Kleinkindalter, zumindest emotional, und die Idee, das Zentrum der Welt zu sein, gewinnt für eine Zeit wieder an Kraft.
Wenn wir schließlich auch die Pubertät hinter uns gelassen haben, sind wir endlich klar in unserem Weltbild. Wir haben gelernt, Verantwortung zu übernehmen, wir haben das Prinzip von Geben und Nehmen verstanden, aber irgendwie scheint da manchmal noch ein Rest von „Die Welt dreht sich um mich“ hängengeblieben zu sein. Weil wir ja, wie gesagt, gelernt haben, dass wir für unser Leben selbst verantwortlich sind, glauben wir manchmal, auch für die Reaktionen der anderen auf uns verantwortlich zu sein. Das stimmt zwar ein Stück weit, jedoch nehmen die feinen Antennen oft auch Dinge auf, die nichts mit uns zu tun haben. Wenn man die dann trotzdem auf sich bezieht, wird das oft ganz schön anstrengend.
Je älter ich werde, desto mehr darf ich lernen, dass es ausreicht, mein Handeln auf den Prüfstand zu stellen, und wenn ich guten Gewissens sagen kann, dass ich nichts falsch gemacht habe, dann darf die Reaktion anderer auch bei ihnen bleiben, ohne dass ich mich deswegen schlecht fühlen muss. Gerne bin ich bereit dazuzulernen, wenn ich Fehler mache und mich jemand darauf hinweist. Die Grundannahme jedoch, dass ich einen Fehler gemacht habe, wenn jemand negativ auf mich reagiert, bin ich dabei gründlich über Bord zu werfen.
Und so schließt sich der Kreis um die Idee, dass sich die Welt um mich dreht. Erst war es so, dann wollte ich es so, dann war es anstrengend, weil ich immer noch geglaubt habe, dass es so ist, und nun, da ich erkannt habe, dass ich der „Welt“ vollkommen egal bin, ist es eine Befreiung.
Liebe Grüße aus Aschaffenburg
Carsten Sann
Der Essenzenladen
Ich bin immer wieder begeistert von der Feinheit der Essenzen. Ich benutze sie für mich und auch in Seminaren. Bin schon gespannt auf die Jahresmischung 2019. Gerne würde ich meine Essenz haben wollen, die auf mein Horoskop abgestimmt ist.
Ich wünsche Ihnen weiter großen Erfolg mit Ihrer Arbeit, die ein Segen ist für jeden, der damit gut umgehen.
Herzliche Grüße
Elisabeth Ziegler
E-Mail: li-ziegler@web.de
Vielen Dank :-)
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