Carsten Sann

Zu guter Letzt … (August 2017)

Kunden fragen uns regelmäßig nach Essenzen zu den Themen „Vergebung“ und „Loslassen“. Und natürlich gibt es wunderbare Mischungen, die uns genau dabei unterstützen können, beispielsweise Forgiving von den Pazifikessenzen und Letting Go von den Wild Earth Tieressenzen. Oft jedoch, wenn man ein wenig genauer hinsieht, stellt man fest, dass es ein grundsätzliches Missverständnis gibt, was Loslassen und Vergeben überhaupt bedeutet, und wie Essenzen uns dabei helfen können.

Wenn man sich auf den Weg macht, um als Mensch zu wachsen und sich weiterzuentwickeln, stolpert man zwangsläufig über die beiden Themen. Wir alle haben Dinge, die wir gerne loslassen würden und ich habe auch noch nie jemanden getroffen, der der Meinung war, nichts zu vergeben zu haben, und sei es „nur“ sich selbst gegenüber. (Nebenbei: Das ist der erste und wichtigste Schritt. Wenn wir uns selbst nicht vergeben können, wie wollen wir dann anderen etwas vergeben?)

Sucht man im Internet nach Literatur zum Thema, findet man lustige Dinge wie „Radikale Vergebung“ und „Loslassen lernen mit Hypnose“. Ich stelle mir dann gelegentlich vor, wie jemand sich auf einen Stuhl setzt, die Augen schließt und versucht, sich krampfhaft einzureden, dass er einer bestimmten Person vergibt. Die Erfahrung zeigt, dass das nicht funktioniert, tatsächlich ist es eher ein Weg der Vermeidung, statt ein Weg zur Lösung. Und das hat meiner Meinung nach zwei Gründe:

  1. Loslassen und Vergeben sind nichts, was wir aktiv tun können, stattdessen ist es die automatische Konsequenz, wenn wir unsere seelischen Verletzungen heilen.
  2. Solange der seelische Schmerz in Bezug auf ein Thema oder eine Situation nicht geheilt ist, gibt es kein vollständiges Vergeben und kein vollständiges Loslassen.

Kennen Sie das? Wenn man zurück an eine Situation denkt, in der man verletzt wurde, spürt man auch immer wieder den Schmerz, meistens in der Gegend des Solarplexus. Vielleicht ist es ein Stechen, vielleicht ein Ziehen; vielleicht fühlt es sich an wie ein Knoten oder tatsächlich wie eine offene Wunde. Die Erinnerung ist mit Emotionen gekoppelt, die sich gar nicht gut anfühlen. Immer dann, wenn Sie an etwas denken und dabei den Schmerz spüren, können Sie sicher sein, dass das Thema noch nicht geheilt ist. Versuchen Sie besser erst gar nicht, den beteiligten Personen zu vergeben, das funktioniert bestenfalls auf der Ebene des Verstandes, nimmt den emotionalen Schmerz aber nicht weg und ist damit mehr Augenwischerei und Selbsttäuschung als tatsächliche Heilung. Wir lügen uns selbst in die Tasche, indem wir sagen, dass wir ja am Thema arbeiten und Schritte in Richtung Lösung gehen.

Und jetzt erinnern Sie sich einmal daran, wie sie gestern über die Straße gegangen sind. Vorausgesetzt, sie sind heil angekommen, werden Sie feststellen, dass mit dieser Erinnerung keinerlei schmerzvolle Emotionen verbunden sind. Der Solarplexus ist vollständig ruhig und entspannt, wenn Sie daran denken. Erst wenn Sie sich an Situationen erinnern, in denen Sie verletzt wurden, und sich Ihr Solarplexus (oder wo auch immer Sie den Schmerz normalerweise spüren) ruhig und entspannt anfühlt, können Sie sicher sein, dass die Verletzung von damals vollständig geheilt ist. Die Erinnerungen werden bleiben, und es geht auch nicht darum, zu vergessen. Die Macht jedoch, die der Schmerz über uns hatte, ist gebrochen. Und das Lustige ist: Wenn Sie in Bezug auf eine bestimmte Situation oder Person an diesem Punkt angekommen sind, gibt es gar keine Notwendigkeit mehr, zu vergeben oder loszulassen, denn es ist bereits von selbst geschehen. Alles, was wir tun müssen, ist also „nur“, unsere eigene Verletzung zu heilen.

Das hat zwei wichtige Konsequenzen, eine positive und eine, sagen wir: anstrengende. Zum einen gibt es, und das ist die gute Nachricht, niemanden außer uns selbst, der verantwortlich dafür ist, unsere Wunden zu heilen. Es kann uns niemand daran hindern und wir sind von niemand anderem dabei abhängig. Wenn wir die volle Verantwortung für unseren Schmerz übernehmen, haben wir auch die volle Macht, ihn zu heilen. Ohne Wenn und Aber. Zum anderen, und das ist der anstrengende Teil, bedeutet es jedoch auch, dass uns niemand die Arbeit abnehmen kann, und dass es keinen Weg gibt, wie man darum herum kommt. Das heißt jedoch nicht, dass wir die ganze Arbeit alleine tun müssen. Wir können uns jederzeit Hilfe holen.

Es gibt viele Wege, wie man an der Heilung der eigenen seelischen Verletzungen arbeiten kann. Diejenigen davon, die wirklich funktionieren, beziehen immer alle Ebenen mit ein: Den Verstand, den Körper und vor allem die Emotionen, denn die sind der Schlüssel zur Heilung.

Wir haben als Menschen wundervolle Selbstheilungskräfte. Unser Körper weiß, was er tun muss, um sich bei Verletzungen wieder zu regenerieren. Er sorgt dafür, dass Schorf unsere Wunden bedeckt, dass Schnitte wieder zuwachsen und dass gebrochene Knochen wieder heilen. Unsere Seele weiß auch, was sie tun muss, wenn sie verletzt wird, und der Weg, den sie zur Heilung nutzt, sind unsere Emotionen.

Aus der Psychologie und Medizin ist bekannt, dass Menschen, die sich, beispielsweise auf einer Wanderung, verletzen während sie alleine unterwegs sind und keine Hilfe in Sicht ist, weniger Schmerz spüren und emotional stabiler sind. Das ist ein Überlebensmechanismus von Körper und Seele, der uns in die Lage versetzt, so lange zu „funktionieren“, bis wir Hilfe gefunden haben, also zum Beispiel ins nächste Dorf gehumpelt sind. Wenn wir dort angekommen sind und ärztlich versorgt werden, brechen sich dann die Emotionen und der Schock ihre Bahn und wir holen das nach, was wir eigentlich direkt in der Situation hätten tun müssen, als wir verletzt wurden. Das Ausdrücken von Gefühlen wie Schmerz, Wut und Trauer sind die Hilfsmittel der Seele, um sich selbst zu heilen, in unserem Beispiel vom Schock der Verletzung.

Werden wir rein emotional verletzt, gibt es für den Körper erst einmal nichts zu tun, jedoch umso mehr für die Seele. Wenn wir in einem Umfeld sind, wo uns jemand in den Arm nimmt, uns tröstet, und uns einen sicheren Rahmen gibt, in dem wir unsere Emotionen ausdrücken können, geschieht die Heilung dadurch wie von selbst und es bleibt normalerweise keine dauerhafte Wunde zurück.

Wie oft ist es jedoch der Fall, dass wir in solchen Situationen alleine gelassen werden, besonders als Kind? Wie oft ist niemand da, der uns den sicheren Rahmen gibt oder vielleicht bekommen wir sogar zu hören „Stell dich nicht so an!“ oder „Jungs weinen doch nicht!“. Immer dann, wenn das geschieht, wird der natürliche Fluss der Emotionen unterbrochen und die Selbstheilung kann nicht geschehen. Stattdessen werden die schmerzvollen Gefühle wie in einen Akku in uns gespeichert und sie bleiben da, bis wir sie irgendwann endlich fließen lassen können. Das Dumme an der Sache ist nur, dass es Kraft kostet, all das, was im Akku drin ist, dort zu halten. Und diese Energie steht uns nicht zur Verfügung, um uns zu entfalten und Spaß am Leben zu haben. Gleichzeitig sorgt der Schmerz dafür, dass wir Vermeidungsmuster entwickeln, die uns das Leben beliebig schwer machen können.

Vor diesem Hintergrund wird dann auch sehr klar, warum bewusstes Vergeben und Loslassen (mentale Ebene) alleine nicht funktionieren kann, solange der Schmerz (emotionale Ebene) noch im Akku gespeichert ist.

Die gute Nachricht ist, dass wir jederzeit damit beginnen können, den Akku zu entleeren, und zwar in unserem eigenen Tempo. Dabei geht es nicht darum, traumatische Situationen neu zu durchleben, es genügt, sich mit den Emotionen von damals zu verbinden und sie (endlich) auszudrücken. Jemand, der sich mit dieser Art von Arbeit sowohl am eigen Leib als auch als Therapeut hervorragend auskennt, ist Daniel Mapel, Hersteller der Wild Earth Tieressenzen. In diesem Zusammenhang sei auch noch einmal auf seinen Workshop zu exakt diesem Thema hingewiesen, den er im Oktober bei uns in Aschaffenburg halten wird.

Es ist mir wichtig, noch einmal darauf hinzuweisen, dass wir diese Arbeit nicht alleine tun müssen. Besonders, wenn wir gravierende Verletzungen mit uns herumtragen, ist es sinnvoll und hilfreich, wenn wir für Hilfe sorgen, sei es durch unseren Partner, einen vertrauten Freund oder einen Therapeuten. Gleichzeitig ist es nicht gut, wenn wir versuchen, das alles möglichst schnell zu erledigen. Jedes Ding braucht seine Zeit und wenn wir uns selbst unter Druck setzen, verpassen wir nur Gelegenheiten, in die Tiefe zu gehen und zur Wurzel der Verletzung zu kommen. Gleichzeitig ist es gar nicht notwendig, alles auf einmal erledigen zu wollen, denn mit jedem Wackerstein, den wir sprichwörtlich aus unserem Rucksack herausgenommen haben, wird der weitere Weg schon ein wenig leichter. Der Weg ist das Ziel.

Und welche Rolle spielen nun die Essenzen für Loslassen und Vergebung dabei, wenn das ohnehin alles automatisch geschieht? Wie gesagt, können sie uns ganz sicher nicht die eigentliche Arbeit abnehmen. Jedoch sind die Essenzen hilfreich, wenn es darum geht, Muster zu verändern, die wir zu einer Zeit entwickelt haben, als der Schmerz noch da war, die aber nun, da er geheilt ist, keine Daseinsberechtigung mehr haben und uns behindern. Sie können uns dabei helfen, diese Muster auf der Ebene unseres Verhaltens, unserer Gefühle oder unseres Denkens zu durchbrechen, damit wir neu wählen können, wie wir auf bestimmte Personen oder Situationen zukünftig reagieren wollen. Und natürlich gibt es viele Essenzen, die uns bei der Arbeit, den alten Schmerz und die alte Wut auszudrücken, unterstützen können, allen voran die Healing Path Essenzen, ebenfalls von Daniel Mapel.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass all das, was ich hier beschrieben habe, funktioniert. Mein eigenes Leben hat sich dadurch massiv zum Positiven verändert. Dabei ist dies ein Weg, der niemals zu Ende ist. Es kommen neue Verletzungen hinzu, und selbst diejenigen, mit denen man schon seit Ewigkeiten arbeitet, kommen immer wieder, jedoch wird es mit jedem Mal leichter, sich darum zu kümmern. Wenn uns die Arbeit mit einer bestimmten Verletzung zu Beginn des Weges noch für zwei Wochen in ein Loch geworfen hat, werden wir sie irgendwann begrüßen wie einen alten Freund, uns zwei Minuten um sie kümmern und dann weiterschicken können.

Ich bin der festen Überzeugung, dass sich die Welt, wenn jeder damit beginnen würde, sich um seine eigenen seelischen Verletzungen zu kümmern, drastisch zum Positiven verändern würde. Und jeder einzelne, der heute damit beginnt, trägt seinen kleinen Teil dazu bei, dass das geschieht, wenn auch nicht schlagartig, dann doch zumindest allmählich.

Liebe Grüße aus Aschaffenburg
Carsten Sann
Der Essenzenladen

Carsten Sann

Carsten Sann ist Gründer und zusammen mit seiner Frau Inhaber des Essenzenladens. Er hat sich in seinem Leben schon mit einer Reihe unterschiedlichster Professionen beschäftigt und war unter anderem Tanzlehrer, IT Spezialist und Kinesiologe. Er beschäftigt sich seit 20 Jahren intensiv mit Blütenessenzen aus aller Welt. Er ist deutscher Distributor und Lehrer für viele der bekanntesten Essenzenhersteller und spricht in seinem Essenzenpodcast über sein Lieblingsthema: Die Anwendung von Blütenessenzen

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