Carsten Sann

Zu guter Letzt … (September 2023)

Werden die Männer Stück für Stück zu Waschlappen? Mal ganz ehrlich: So wichtig, wie es war, die Idee, dass „die Frau dem Manne untertan“ sein solle loszuwerden, so dringend notwendig ist es, nun wieder damit aufzuhören, alles, was klassisch männlich ist als toxisch zu verteufeln.

Pendel haben die Eigenschaft, irgendwann heftig auch zur anderen Seite auszuschlagen, wenn man sie loslässt – und umso heftiger, je höher der Punkt ist, von dem sie starten. Es steht außer Frage, dass noch vor wenigen Jahrzehnten in unserer Gesellschaft Frauen alles andere als gleichberechtigt waren. Deshalb war es wichtig, für eben dies zu kämpfen: Gleichberechtigung. Die Betonung liegt dabei auf dem zweiten Teil des Wortes, den gleichen Rechten.

Nachdem das Pendel vor nicht allzu langer Zeit seinen Ruhepunkt durchschritten hat, schlägt es nun also zur anderen Seite aus und aus der Gleichberechtigung ist die fixe Idee der „Gleichheit“ geworden. Männer sollen ebenso sanft und fürsorglich sein wie Frauen, sie sollen zu ihrer Verletzlichkeit stehen, Tränen vergießen können und so weiter. Alles, was mit Kraft, Macht und Aggression (im positiven Sinn) zu tun hat, gilt als negativ, ja sogar toxisch. Heute scheint nur ein Softie noch ein guter Mann zu sein, zumindest in dem Weltbild, das in den Medien propagiert wird.

Dürfen Männer weinen?

Als jemand, der viel über die Heilung seelischer Wunden spricht, wundert Sie vielleicht, dass gerade ich die beschriebenen Forderungen kritisch sehe. Schließlich gehören Tränen zum Heilungsprozess dazu. Sollen Männer nun also weinen können oder nicht? Die Antwort darauf ist einfach: Natürlich ist es notwendig, dass Männer auch mal verletzlich sein können und Tränen vergießen. Sie tun es halt auf andere Art und Weise und in anderen Situationen als Frauen. Versucht man das, was Frauen für ihr seelisches Gleichgewicht brauchen, eins zu eins auf Männer zu projizieren, wird man der Tatsache nicht gerecht, dass Männer und Frauen auf vielen Ebenen grundlegend verschieden sind.

Dies ist übrigens auch sehr relevant, wenn es um die Behandlung von Depressionen geht. Ich bin kein Fachmann, habe aber letztens eine interessante Aussage dazu gehört, mit der ich stark in Resonanz gegangen bin: Depressive Männer wollen wieder das Gefühl haben stark und handlungsfähig zu sein, depressive Frauen wollen wahrgenommen und gehört werden. Daher benötigen die beiden Geschlechter völlig unterschiedliche therapeutische Herangehensweisen.

Kneipe und Fußball = Therapie für Männer

In einer Triggernometry Podcastfolge beschreibt der englische Comedian Geoff Norcott, was der Prototyp des englischen „Bloke“ (Typ, Kerl, Macker) ist. Dabei geht es unter anderem auch um die Art und Weise, wie Männer in Großbritannien mit Dingen wie dem abendlichen Besuch im Pub und der Loyalität zu ihrem Fußballclub für ihre seelische und emotionale Gesundheit sorgen. Auch wenn ich selbst kein großer Kneipengänger bin und mit Fußball nichts am Hut habe, finde ich es anhand dieser Beispiele plausibel, dass Männer auf dieser Ebene halt einfach anders ticken als Frauen.

Bereits die alten Chinesen waren sich auf tiefgründige Weise der Tatsache bewusst, dass diese unsere Welt auf der Existenz von Polaritäten beruht: hell und dunkel, warm und kalt, nass und trocken, männlich und weiblich. Sie bezeichnen diese grundsätzliche Dualität mit den Begriffen Yin und Yang. Das eine kann ohne das andere nicht existieren und keines von beiden ist inhärent negativ oder positiv. Übertragen auf den Menschen bedeutet das, dass es BEIDE Polaritäten braucht, die klassisch männlichen und die klassisch weiblichen Qualitäten, damit wir als Individuen und als Gesellschaft gedeihen oder auch nur überleben können. Letzteres ergibt sich ja schon rein aus der Biologie …

Evolutionäre Rollenverteilung

Die unterschiedlichen Rollen, die Männer und Frauen im Verlauf der Evolution der Spezies Mensch spielen, haben sich bewährt. Die Aufgaben der Männer sind seit jeher eher nach außen gerichtet: Bereitstellung des Lebensunterhalts als Jäger oder als Hauptverdiener und Schutz von Frau und Kindern, entweder vor Säbelzahntigern oder indem er die Interessen der Familie nach außen vertritt und notfalls durchsetzt. Die ureigenste Rolle der Frau und Mutter ist es, diesen sicheren und beschützten Raum zu nutzen, um dem Nachwuchs zu ermöglichen erwachsen zu werden und um dem Beschützer ein Zuhause zu geben.

Bevor Sie jetzt empört aufschreien, dass das antifeministisch und erzkonservativ ist: Ich habe nie gesagt, dass das in jedem Fall so sein MUSS. Ich habe das mit der Gleichberechtigung schon ernst gemeint. Jeder Mensch muss das Recht haben, auf seine Weise glücklich zu werden, und wenn das für einen Mann bedeutet, für ein behagliches Zuhause zu sorgen, dann soll er bitteschön das Recht haben, das auch zu tun. Natürlich ist auch das Gegenteil der Fall: Jede Frau, die im Business Karriere machen möchte, muss die Chance dazu erhalten. Mein Punkt ist lediglich, dass die grundlegend unterschiedlichen Rollen, die Männer und Frauen in der Vergangenheit gespielt haben sowohl sinnvoll als auch nützlich sind und dass es meiner Meinung nach falsch ist, sie aus Prinzip abzulehnen. Das Problem liegt eher darin, dass wir es auf gesellschaftlicher Ebene verlernt haben, die traditionelle Rolle der Frauen als ebenso wertvoll anzusehen, wie die traditionelle Rolle der Männer. 

Toxische Männlichkeit ist Bullshit

Zurück zu den Waschlappen. Ein Begriff, der gerade groß in Mode ist, ist die „toxische Männlichkeit“. Mir kräuseln sich bei diesem Ausdruck die Zehennägel, denn er wird inzwischen für ein breites Spektrum an Dingen verwendet, von denen nur einige wenige wirklich toxisch sind. Der Rest ist einfach „männlich“ und weil es gerade en vogue ist, dass nur das klassisch Weibliche gewünscht und gut ist, wird das Kind gleich mit dem Bade ausgeschüttet.

Wahr ist jedoch, dass es toxisches Verhalten sowohl bei Männern als auch bei Frauen gibt und dass beides in gleichem Maße destruktiv ist. Die Art und Weise, wie beispielsweise Aggressionen auf unangemessene Art ausgedrückt werden, ist jedoch unterschiedlich. Der kanadische Psychotherapeut Jordan B. Peterson beschreibt das in einem Interview wie folgt:

Auch Frauen müssen ihre Aggressionen irgendwie ausdrücken, wenn man nicht behaupten möchte, dass sie überhaupt keine Aggressionen haben können. Sie neigen dazu, es nicht auf körperlicher Ebene zu tun, zumindest nicht in dem Maß, wie Männer es tun. Deshalb benutzen sie andere Kanäle. Und was für andere Kanäle gibt es neben dem körperlichen Ausdruck, wenn man aggressiv ist? Sie benutzen Worte, um andere anzugreifen. Sie verwenden Anspielungen und Tratsch. Sie zerstören den Ruf der anderen Person. So funktioniert das.

https://www.youtube.com/shorts/NToiul_m-C4

Wenn zwei Jungen sich im Streit prügeln, dann hat das nichts mit toxischer Männlichkeit zu tun, sondern vielmehr damit, dass sie dadurch lernen, was es heißt Mann zu sein und mit den eigenen Aggressionen umzugehen, Grenzen auszuloten und die Kontrolle über das eigene Potenzial zur Aggression zu erlernen. Früher wurde das auf dem Pausenhof oder dem Bolzplatz und nach ungeschriebenen Gesetzen erledigt: „Wenn einer auf dem Boden liegt, wird nicht mehr geschlagen oder getreten,“ „Mädchen und Brillenträger sind tabu“ etc. Da sich unser Leben jedoch so verändert hat, dass das quasi nicht mehr stattfinden kann, sind Kampfsportarten wie Judo, BJJ oder Ringen eine gute Option.

Emotionale Fitness

Statt über angeblich toxisch männliches Verhalten zu reden, ist es viel sinnvoller, das Thema emotionale Fitness in den Blick zu nehmen. Emotionale Fitness ist die Fähigkeit, die eigenen Emotionen auf bewusste und angemessene Art und Weise auszudrücken. Am Beispiel von Aggression würde das für Männer bedeuten, die inhärente Bereitschaft zur körperlichen Auseinandersetzung kontrollieren zu können, bei Frauen eher, dass sie ihre Aggression direkt und sachlich adressieren, anstatt sie durch Tratsch und verbale Angriffe auszudrücken.

Die Heilung der eigenen emotionalen Verletzungen und der Weg, sich selbst dabei kennenzulernen sind eine sehr gute Möglichkeit, die emotionale Fitness zu trainieren und Essenzen können dabei helfen, dieses Training leichter und effektiver zu gestalten.

Schwäche ist keine Tugend

Es gibt ein weiteres Zitat von Jordan B. Peterson, mit dem ich stark in Resonanz gehe. Er wird von einem Interviewer gefragt: „Sie sagen, Männer sollten gefährlich sein. Das impliziert, dass Sie sagen, dass Männer bereit sein sollten, jemanden zu bedrohen oder zu verletzen.“ Peterson antwortet:

Nein – Sie sollten dazu fähig sein. Das bedeutet nicht, dass sie es auch tun sollten. Ansonsten sind Sie ein Nichts, denn wenn Sie keine respekteinflößende Macht sind, dann hat ihre Fähigkeit, sich selbst unter Kontrolle zu halten keinen moralischen Nutzen. Wenn Sie nicht zu Gewalt fähig sind, ist es keine Tugend, nicht gewalttätig zu sein. Menschen, die Kampfsport unterrichten, wissen das sehr genau. Wenn man eine Kampfsportart trainiert, lernt man dadurch, gefährlich zu sein. Aber gleichzeitig lernt man auch, dies unter Kontrolle zu halten. Das eine braucht das andere. Und die Kombination von beidem – die Fähigkeit gefährlich zu sein und die Fähigkeit zur Selbstkontrolle – sind die Grundlage der Tugend. Ansonsten verwechselt man Schwäche mit Tugendhaftigkeit. ‚Ich bin harmlos, deshalb bin ich ein guter Mensch.‘ Nein, das ist falsch! So funktioniert das nicht! Kein bisschen! Wenn Sie harmlos sind, dann sind sie einfach nur schwach, und wenn Sie schwach sind, können sie kein guter Mensch sein. Das ist gar nicht möglich, denn man muss stark sein, um ein guter Mensch sein zu können. Es ist sehr schwer, ein guter Mensch zu sein.

https://www.youtube.com/shorts/_qC9XEQ-Dsk

Bevor ich zum Schluss komme noch ein provokanter Gedanke. Ich halte die Tendenz, Jungen und Männern die klassisch männlichen Eigenschaften und Fähigkeiten aberziehen zu wollen für die größte und perfideste Attacke, die es jemals auf die hart erkämpfte Gleichberechtigung von Mann und Frau gegeben hat. Denn wenn kein starker Mann mehr da ist, um einer Frau mit Kindern den Rücken freizuhalten, muss sie diese Funktion zusätzlich zu ihrer biologisch bedingten Rolle als Mutter auch noch ausfüllen. Eine wahrhaft schwere Aufgabe, die langfristig fast zwangsläufig zu Überforderung und Burnout führen wird.

Lassen Sie uns daran arbeiten, dass Jungen wieder Jungen und Männer wieder Männer sein dürfen. Sorgen wir dafür, dass Knaben und junge Männer wieder gesunde Rollenvorbilder haben, von denen sie lernen, was es heißt Verantwortung zu übernehmen – zuerst für sich und später auch für die Familie. Männer brauchen das Gefühl, handlungsfähig und tatkräftig zu sein. Eine gute Unterstützung dabei, die eigenen maskulinen Qualitäten zu erforschen – sowohl für Männer als auch für Frauen, denn beide Geschlechter besitzen beide Aspekte – sind die Essenzen die wir in der thematischen Kategorie „Männlichkeit“ im Essenzenladen zusammengestellt haben. Schauen Sie doch einmal rein: https://www.essenzenladen.de/de/themen/maennlichkeit/

Liebe Grüße aus Aschaffenburg
Carsten Sann
Der Essenzenladen

Carsten Sann

Carsten Sann ist Gründer und zusammen mit seiner Frau Inhaber des Essenzenladens. Er hat sich in seinem Leben schon mit einer Reihe unterschiedlichster Professionen beschäftigt und war unter anderem Tanzlehrer, IT Spezialist und Kinesiologe. Er beschäftigt sich seit 20 Jahren intensiv mit Blütenessenzen aus aller Welt. Er ist deutscher Distributor und Lehrer für viele der bekanntesten Essenzenhersteller und spricht in seinem Essenzenpodcast über sein Lieblingsthema: Die Anwendung von Blütenessenzen

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Avatar-Foto
    Martin Peschke

    Hallo Carsten,

    das ist ja ein sehr mutiger Artikel von Dir und ich stimme dem zu 100% zu, wobei ich zwar meine Familie als allein Verdiener ernährt habe, mich dennoch aber irgendwie ehr zur Lappen Liga gezählt habe. In der Sandwichlage zwischen 2 feministischen Schwestern und Eltern, die von mir zumindest in der Kindheit als männliches Kind nicht viel hielten.
    Das gesellschaftliche Problem, wie von Dir geschildert, wird aber gerade ausgerechnet von unserer Erz Emanze Nancy Fäser gelöst. Sie lässt einfach millionen und aber millionen von afrikanischen und arabischen Obermachos in unser Land, die noch nicht Mal wissen, wie man Frauenrechte schreibt. Interessanterweise beschränkt sich denn auch die Rede vom Waschlappen Mann lediglich auf den weißen Nordeuropäer in der Werbung. Männer mit Migrationshintergrund dürfen sehr wohl männlich dargestellt werden oder werden zur Darstellung eines Mannes ohnehin Bevorzugt.
    Es wäre interessant, wie das Verhältnis statistisch an Wichtigkeit bei den Steuerzahlern aussieht.
    In Zeiten wo es schwerer wird Geld zu verdienen weiß ich es aber auch zu schätzen, wenn die Frau auch was herbringt und meistens müssen inzwischen ja beide verdienen.
    Gut dass meine Tochter ihre Mama genießen konnte.
    Üblicherweise wäre ich mit diesem Text schon ein Faschist, aber ich hoffe auf etwas Verständnis bei Dir.

    LG

    Martin

    1. Der Essenzenladen
      Der Essenzenladen

      Lieber Martin,

      danke für Deinen Kommentar. Heutzutage haben sich die Kategorien ja insgesamt verschoben und große, wertende Worte werden oft leichtfertig verwendet. Wir leben in seltsamen Zeiten und ich finde es wichtig, dass man trotzdem bei dem bleibt, was sich wahr anfühlt. Für mich ist der im Beitrag mehrfach zitierte Jordan Peterson da ein leuchtendes Vorbild. Man muss nicht mit allem übereinstimmen, was er sagt, aber er traut sich, seine Wahrheit auszusprechen. Das finde ich nachahmenswert.

      LG
      Carsten

  2. Avatar-Foto
    Margarete

    Hallo Carsten,
    Dein „Zu guter Letzt“ ist wie immer großartig und Du sprichst diesmal ein sehr wichtiges und komplexes Thema an. Mich beschäftigt dieses Thema auch, weil es ein tragisches Beispiel dafür ist, dass in unserer Gesellschaft einerseits mit Nachdruck Diversität und Gleichberechtigung gefordert wird, auf der anderen Seite wird immer mehr polarisiert und in unzutreffenden Kategorien stereotyp zugeordnet. Was als „toxische Männlichkeit“ bezeichnet wird meint eigentlich gewalttätiges Verhalten, und dieses ist nicht männlich und nicht weiblich, es findet völlig unterschiedliche Ausdrucksformen, und das auch noch auf verschiedenen Ebenen, wie Du sagst – z.B. auf verbaler Ebene. Ich denke, dass viele nicht mehr wissen, was archetypisch männliche Qualitäten sind, wie z.B. ein gutes, sicheres Lebensumfeld für sich und seine Lieben zu schaffen und zu verteidigen. Manche sehen darin soetwas wie das „Recht des Stärkeren“ und das ist natürlich abwegig.
    Jedenfalls ein Thema von dem ich hoffe, dass es in Zukunft öfter diskutiert wird und sich mehr Männer zu Wort melden, die sich diese negative stereotype Zuordnung nicht mehr gefallen lassen.

    Lieben Gruß aus Wien,
    Margarete

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