Carsten Sann

Zu guter Letzt … (November 2019)

„Zwei Welten“ … das war der Gedanke, den ich hatte, als ich wieder einmal eine Folge einer Anwaltsserie auf Netflix geschaut habe. Darin geht es um Intrigen, Streit, Missgunst, Lügen und Ehrgeiz. Einem Teil von mir ist diese Welt vertraut, denn so ist die Welt, in der ich aufgewachsen bin, immer gewesen. Nicht ganz so extrem wie in der Serie, aber doch immer mit einer Portion Misstrauen, Neid und Egoismus – sowohl in der virtuellen Welt des Fernsehens als auch im realen Leben. Und irgendwie habe ich mich darin nie wohlgefühlt.

Ein Teil von mir wusste schon immer, dass ich für mein Leben etwas Anderes haben möchte. Weder habe ich verstanden, warum es für andere so wichtig war, sich über gewisse Leute das Maul zu zerreissen, besser als sie sein zu wollen oder ihnen etwas nicht zu gönnen, noch verspürte ich das Bedürfnis, da mitzumachen. Und besonders schlimm war es, wenn ich selbst zum Ziel wurde. Nein … vollständig zuhause habe ich mich in diesem Umfeld nie gefühlt. Leider gab es in der Schule, in der Tanzschule, an der Uni und später im Arbeitsleben nichts Anderes. Nicht, dass sie mich falsch verstehen: Es war nicht alles immer schlecht, keineswegs. Aber vollständig zuhause habe ich mich wegen der teils unterschwelligen, teils klar sichtbaren negativen Energien nie gefühlt.

Das änderte sich im beruflichen Bereich erst, als ich mich vollständig den Essenzen gewidmet habe. Zum einen bin ich mein eigener Herr und bestimme selbst das Klima in unserem kleinen Unternehmen. Zum anderen haben wir das Glück, dass unsere Kunden zu 99,9% fantastisch sind und wir deshalb nur sehr wenig mit Konfliktenergien zu tun haben. Und wenn es dann doch einmal vorkommt, dann gilt wieder Punkt 1: Ich bin mein eigener Herr und kann mich entscheiden, wie weit ich mich darauf einlasse. Auch die Beziehungen mit den Herstellern unserer Essenzen sind weitestgehend frei von Konflikten. Sie sind im besten Sinne eine Kollaboration – eine Zusammenarbeit zum beiderseitigen Wohlergehen.

In meiner Freizeit habe ich das, was ich suche, beim Judo gefunden. Suchen muss man danach in dieser außergewöhnlichen Sportart jedoch gar nicht lange. In den 1880er Jahren als körperliches und moralisches Erziehungssystem entstanden, verfügt Judo über zwei grundlegende Prinzipien, die bildlich gesprochen in der DNA der Sportart verankert sind.

Jita-kyoei, das moralische Prinzip (自他共栄): „Gegenseitige Hilfe für wechselseitigen Fortschritt und beiderseitiges Wohlergehen“ und Seiryoku-zenyo, das technische Prinzip (精力善用): „Bester Einsatz von Geist und Körper“.

Der Grad, zu dem diese beiden Prinzipien in den deutschen Vereinen gelebt werden, variiert zugegebenermaßen. Auch kommt es gelegentlich zu Vorfällen, in denen ein Judoka die Prinzipien missachtet und sich, teilweise auch medienwirksam, eklatant falsch verhält. Ausnahmen bestätigen die Regel. Dennoch sind diese beiden Konzepte untrennbar mit dem Sport verbunden und ich habe das Glück, dass in meinem Verein die Prinzipien und die daraus abgeleiteten Judowerte umfassend gelebt werden.

Was sind die Konsequenzen? Ich kam aus einer Welt, in der ich das Gefühl hatte, ständig auf der Hut sein zu müssen, weil jemand mir etwas Schlechtes wollen könnte, schlecht über mich reden würde oder neidisch auf mich war. Auch hier litt ich zwar nicht unter Verfolgungswahn, die unterschwellige Annahme, dass es so sein könnte, war jedoch immer präsent, was im Kontakt mit anderen Menschen immer ein wenig zusätzliche Energie gefressen hat.

Es hat mich eine ganze Reihe von Jahren gekostet, dieses latente Misstrauen anderen gegenüber freizulegen und in einen konstruktiven, vertrauensvollen Umgang zu transformieren, ohne dabei blauäugig zu sein. Und mein Herz fühlt sich heute hier zuhause, weil ich in den Kreisen, in denen ich mich inzwischen bewege, guten Gewissens den Menschen eine Vertrauensvorschuss geben kann, der bisher nicht mehr enttäuscht wurde. Das ist nun meine Welt.

Und was will ich nun damit sagen? Ich glaube, dass die Welt so gedacht ist, dass wir vertrauensvoll miteinander umgehen und dass das Prinzip von „gegenseitiger Hilfe für wechselseitigen Fortschritt und beiderseitigem Wohlergehen“ mehr ist als nur das Konzept eines lange gestorbenen Japaners. Für mich hat es eher den Rang einer universellen Wahrheit.

Natürlich bin ich mir darüber im Klaren, dass die Realität in weiten Teilen (noch) anders aussieht. Aber spüren Sie doch einmal in sich hinein. Wie würde es sich anfühlen, wenn in Ihrem Leben das beiderseitige Wohlergehen eine noch viel größere Rolle spielen würde, als es das vielleicht bisher tut. Wäre das nicht toll?

Auch wenn da draußen mit den Trumps, Johnsons und Putins dieser Welt gefühlt das Chaos tobt, bin und bleibe ich ein zwanghafter Optimist. Das, was ich privat und im Essenzenladen lebe und wahrnehme, macht mir Hoffnung, dass sich die Welt verändert – ein Mensch nach dem anderen. Je bewusster und offener wir werden, desto leichter fällt es uns, für uns selbst Entscheidungen darüber zu treffen, was wir behalten und von was wir uns trennen wollen. Und je mehr und öfter wir das tun, desto mehr verändert sich unser Leben und wir verändern das Leben der anderen. Der Spruch, dass „alles miteinander verbunden ist“, ist nämlich ebenfalls mehr als nur schöne Worte.

Wenn sie eine „alte Freundin“ von damals haben, die schlecht über andere redet und zu der sie nur noch Kontakt haben, weil sie loyal sein wollen, dann fühlen Sie mal in sich rein und stellen sich vor, wie es wäre, wenn sie deren Energie nicht mehr länger in ihrem Leben hätten. Danach ziehen sie die Konsequenzen, die sich für Sie gut anfühlen.

Wenn sie in einem Umfeld arbeiten, in dem Konkurrenz, Neid und Missgunst an der Tagesordnung sind, dann spüren sie in sich hinein, ob sie sich wirklich wohl dort fühlen. Vielleicht können sie auch etwas zur Veränderung des Klimas beitragen. Oder sie können sich entscheiden, zu gehen. Auf jeden Fall braucht es für eine Situation, die sich nicht gut anfühlt, eine Lösung.

„Love it, leave it, or change it – but decide and be happy.“

Nach wie vor gilt, dass wir in Zeiten riesiger Veränderungen leben, und dazu gehört, dass wir alle Beziehungen in Beruf, Freundeskreis und Familie auf den Prüfstand stellen. Dienen sie uns und fühlen sie sich gut an, oder kosten sie nur Kraft und Energie ohne, dass wir auf irgendeine Weise – mental, emotional oder seelisch – auch davon profitieren? Stellen sie sich selbst die Frage, was sie in ihrem Leben haben und fühlen möchten. Dann prüfen sie alles, was sich bereits darin befindet darauf, ob es ihrem Ziel dient oder nicht. Wenn sie das, was ihnen nicht länger dient, Stück für Stück entfernen, entsteht viel Raum und Kraft für das Neue, das dem Leben ihrer Träume viel besser dienen kann.

Liebe Grüße aus Aschaffenburg
Carsten Sann
Der Essenzenladen

P.S. Kleine Randbemerkung: Essenzen können die Arbeit nicht für uns erledigen, das müssen wir schon selbst tun. Sie sind jedoch hervorragende Helfer auf dem Weg der Selbstentfaltung. Aber das wussten sie ja schon, sonst hätten sie diesen Newsletter nicht abonniert :-)

Carsten Sann

Carsten Sann ist Gründer und zusammen mit seiner Frau Inhaber des Essenzenladens. Er hat sich in seinem Leben schon mit einer Reihe unterschiedlichster Professionen beschäftigt und war unter anderem Tanzlehrer, IT Spezialist und Kinesiologe. Er beschäftigt sich seit 20 Jahren intensiv mit Blütenessenzen aus aller Welt. Er ist deutscher Distributor und Lehrer für viele der bekanntesten Essenzenhersteller und spricht in seinem Essenzenpodcast über sein Lieblingsthema: Die Anwendung von Blütenessenzen

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